- Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an die US-Ökonomin Claudia Goldin.
- Damit sind die diesjährigen Bekanntgaben der Nobelpreisträger abgeschlossen.
- Die Preise werden am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel am 10. Dezember verliehen.
Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm erteilt den Wirtschaftsnobelpreis an US-Ökonomin Claudia Goldin. Sie lehrt an der Harvard-Universität.
Sie wird für die «Aufdeckung der wichtigsten Ursachen für geschlechtsspezifische Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt» ausgezeichnet, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitteilte. Die 77-Jährige erhält die prestigeträchtige Auszeichnung dafür, das Verständnis verbessert zu haben, welche Rolle Frauen im Arbeitsmarkt spielen, wie der Generalsekretär der Akademie, Hans Ellegren, bei der Preisbekanntgabe sagte. Goldin ist damit erst die dritte Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhält.
«Durch das Durchsuchen der Archive sowie das Zusammentragen und Korrigieren historischer Daten hat uns Claudia Goldin ein tieferes Verständnis dafür vermittelt, welche Faktoren die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt beeinflussen und wie stark ihre Arbeit nachgefragt wird», schreibt das Nobelpreiskomitee auf X, vormals Twitter. «Die Tatsache, dass die Wahlmöglichkeiten von Frauen oft durch die Ehe und die Verantwortung für Haus und Familie eingeschränkt wurden und bleiben, steht im Mittelpunkt ihrer Analysen und Erklärungsmodelle», hiess es.
Lohnunterschiede entstehen durch die Geburt des ersten Kindes
Goldins Erkenntnisse reichten weit über die Grenzen der USA hinaus und ähnliche Muster seien in vielen anderen Ländern beobachtet worden. Die Forschung der diesjährigen Preisträgerin habe gezeigt, dass der Grossteil der Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau im gleichen Beruf mit der Geburt des ersten Kindes entstehen würde.
«Im Laufe des 20. Jahrhunderts stieg das Bildungsniveau von Frauen kontinuierlich an und liegt heute in den meisten Ländern mit hohem Einkommen deutlich über dem von Männern», so die Akademie der Wissenschaften. Claudia Goldin habe gezeigt, dass der Zugang zur Antibabypille eine wichtige Rolle bei der Beschleunigung dieses revolutionären Wandels spiele, indem sie neue Möglichkeiten für die Karriereplanung eröffnet habe.
Wirtschaftsnobelpreis geht meist an US-Bürger
Die Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger sind damit beendet. Letzte Woche wurden eine iranische Frauenrechtsaktivistin, ein norwegischer Autor und insgesamt acht Forschende aus den Bereichen Medizin, Physik und Chemie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Im vergangenen Jahr waren der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke und die ebenfalls amerikanischen Ökonomen Douglas Diamond und Philip Dybvig ausgezeichnet worden. Sie erhielten die prestigeträchtigen Nobelmedaillen für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen.
Generell geht der Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften oft an Preisträger, die aus den USA stammen oder dort zumindest tätig sind. Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Preiskategorie (rund 910'000 Franken), das ist eine Million Kronen mehr als in den Vorjahren.
Mehr als 90 Personen haben den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften seit der ersten Auszeichnung 1969 erhalten – darunter waren mit Elinor Ostrom (2009) und Esther Duflo (2019) bislang erst zwei Frauen.