Sie war schon in der Hitparade. Mit «Memories», dem Weihnachtssong eines Detailhändlers, war Lisa Oribasi 2017 in den Top 10 zu finden. Wer sie heute kennenlernt, trifft eine ganz andere als damals. Die Freiburgerin hat sich verändert, äusserlich wie innerlich. Ihr Leben völlig umgekrempelt.
Optisch erkennbar an ihren Dreadlocks. Und auch in ihrer Musik ist das spürbar.
Magische, heilende Indie-Pop-Songs
Die 29-Jährige schustert Songs auf ihrer EP «Somewhere IDK» mit dem gewissen Etwas. Sie verwebt Alltagsgeräusche darin und verwendet Instrumente wie die Kalimba, der man nachsagt, auf Herzfrequenz heilende Töne zu produzieren.
Die Indie-Pop-Songs verraten viel über die Persönlichkeit der Macherin. Sie sind feinfühlig, wach und gehen in die Tiefe. So wie sie.
Seit einer prägenden Indien-Reise lebt die Musikerin nach der Yoga-Philosophie. Versucht Körper, Geist und Seele im Gleichgewicht zu halten. Das gibt Bodenhaftung, sorgt für den Grundoptimismus zwischen dem Adrenalin-Kick bei Auftritten und der Einsamkeit im Hotelzimmer, wenn der Applaus verstummt ist.
Wegen der Gitarre musste Klein Lisa weinen
Lisa Oribasi ist Songwriterin, Sängerin, Produzentin, Multiinstrumentalistin. Sie macht das, was ihr schon in der dritten Klasse klar war, als ihre Lehrerin an der akustischen Gitarre der Klasse ein Lied vorsang. Klein Lisa, fasziniert vom Instrument, musste weinen. Kriegte gleichentags eine Gitarre.
Fortan war Musik ihr Ziel, schrieb Songs. Nervte ihre Familie mit ihrem ewigen Gesinge. Und doch hatte sie von ihrer Familie und ihren drei Geschwistern von Anfang an die volle Unterstützung: Ihr Vater meinte eines Tages, wenn Musik das Beste für sie sei, dann soll sie dabei bleiben. Es war und ist das Beste für Lisa Oribasi.
Fast hätte sie ihre Stimme für immer verloren
Ein Schicksalsschlag hätte sie ausbremsen können. Eine Mandeloperation, die im schlimmsten Fall zum Verlust der Singstimme hätte führen können. Lisa Oribasi boxte sich durch, lernte wieder zu sprechen und zu singen. Und nicht nur das: Acht Monate später bestand sie die Aufnahmeprüfung an einer Musikschule in London mit Bravour.
Sie hätte noch nie so gut wie da gesungen, erzählt das «SRF 3 Best Talent» im Interview. Sie hätte das Gefühl gehabt, dass ein Engel auf ihrer Schulter sässe.
Engel sind nichts Ungewöhnliches für sie. Sie beschreibt sich auch als Hexe. Und die himmlischen Wesen gehören zu ihr, wie die Magie oder Heilkräfte. Übernatürliche Gaben, die sie von der jurassischen Grossmutter vererbt bekam, vermutet sie.
Das Häuschen im Nirgendwo in Portugal
Lisa Oribasi ist voll und ganz dabei, die Musikwelt zu erobern. Sie ist – wenn man so will – ein moderner Hippie. Seit gut neun Monaten lebt sie mit ihrem Freund in Portugal in einem Steinhaus. Mitten im Nirgendwo und nicht, wie man annehmen könnte, irgendwo am Meer. Sie versucht, möglichst im Einklang mit der Natur zu leben, sich selbst zu versorgen.
Das ist die neue Seite an ihr, die zu ihr gehört und zu ihr passt.