Branchenprimus Netflix bietet viel. Sehr viel. Serien, Filme, Doku-Serien, Reality-Serien, einen Kurzfilm von David Lynch in welchem er sich mit einem Affen unterhält. Kurzum: Auf Netflix hat's eigentlich alles.
Trotzdem ertappen wir uns immer wieder dabei, wie wir stundenlang durch die Menüscreens des Streamingriesen scrollen und nichts finden, das uns anspricht.
Weil wir in Zeiten von #StayAtHome momentan ein bisschen mehr Wunsch nach Abwechslung und Ablenkung haben, haben wir uns für dich sechs verschiedenen Alternativen zu Netflix angeschaut. Einige davon bieten kostenlose Probeabos an.
Support Your Local Cinema: myfilm.ch / cinefile.ch / filmingo.ch / kino-on-demand.ch
Das bekomme ich: Seit dem Bundesratsbeschluss vom 16. März haben unseres Kinos bis auf Weiteres geschlossen. Das trifft gerade die Arthouse-Kinos der Schweiz besonders hart.
Viele kleinere Kinos suchen daher nach alternativen Einnahmequellen im Internet um den finanziellen Schaden irgendwie in Grenzen halten zu können. Dabei setzen sie auf Streaminglösungen.
Das bekomme ich nicht: Schweizer Arthouse-Kinos zeigen keine Hollywood-Blockbuster, dementsprechend findet man auf diesen Streamingplattformen auch keine solchen Filme.
Ein kleiner technischer Haken kommt ebenfalls noch dazu: Keiner dieser Anbieter hat eine eigene App. Heisst: Man kann die Filme zwar in wundervoller HD-Qualität schauen, aber «nur» via Browser auf dem Laptop, Smartphone oder Tablet. Wer die Filme auf einem Fernseher schauen will, muss dies via Bildschirmspiegelung tun.
Highlights: «Portrait de la jeune fille en feu», der beste Film des letzten Jahres. «Pain & Glory» mit Antonio Banderas, ein weiteres Highlight von 2019. Dazu haufenweise Klassiker der jüngeren und älteren Arthouse-Geschichte (z. B. «Moonlight», «La vie d’Adèle», «Diego Maradona») und ebenfalls viele Schweizer Filme.
Das kostet's: Mit Ausnahme von Cinefile, welches auch die Option einer Streaming-Flatrate anbietet, gibt’s alle Filme einzeln «on demand». Die Preise variieren zwischen 5 und 9 Franken pro Film. Ausnahme: Jene Filme, die momentan eigentlich im Kino laufen sollten. Die gibt’s zum regulären Kinopreis von CHF 18.–.
Kleiner Tipp: Es lohnt sich, zuerst auf der Webseite deines lokalen Lieblingskinos vorbeizuschauen. Meistens gibt’s dort Spezialaktionen, mit denen man die Filme auf diesen Plattformen ein paar Fränkli billiger bekommt.
Im Schatten von Netflix: Prime Video
Das bekomme ich: Der Streamingdienst von Amazon ist bereits mehrere Jahre im Business und liefert nebst der – wie auch bei Netflix üblichen – relativ zufälligen Auswahl von jüngeren und älteren Blockbuster-Filmen auch haufenweise Eigenproduktionen.
Umfangsmässig lässt sich das Angebot der Eigenproduktionen natürlich nicht mit jenem von Netflix vergleichen, dafür haben es die Höhepunkte aber wirklich in sich.
Das bekomme ich nicht: In Sachen Eigenproduktionen scheint Prime Video momentan in einer Findungsphase zu sein. Die meisten Serien, welche der Dienst in den letzten Monaten präsentierte, sind inhaltlich gesehen maximal Durchschnitt (Wer hat z. B. mitbekommen, dass Al Pacino zurzeit einen Nazijäger in einer Prime-Video-Serie spielt? Kein Witz, die Serie gibt’s tatsächlich: Sie heisst «Hunters»).
Einen weiteren Minuspunkt gibt’s für die unübersichtlichen Apps auf dem Smartphone und Tablet.
Highlights: «Fleabag» und «Transparent». Beide gehören zu den wichtigsten und besten Serien der letzten zehn Jahre.
Und wer seinen Streamingdienst lieber dafür nutzt, um sich von den immergleichen Comedyserien wie «How I Met Your Mother» oder «Friends» berieseln zu lassen, bekommt diese auch hier – und erst noch billiger als bei Netflix.
Das kostet's: 5.99 €/Monat, monatlich kündbar. Wer’s ausprobieren will: Die ersten sieben Tage sind kostenlos.
Für den HBO-Fan: Sky Show
Das bekomme ich: Den international tätigen Sky-Konzern kennt man vor allem wegen seiner Sportübertragungen. Seit einiger Zeit hat Sky jedoch auch ein äusserst umfangreiches Serien- und Film-Paket im Angebot.
Dabei unterscheidet Sky zwischen zwei verschiedenen Diensten: «Sky Show», dem Streamingdienst via Flatrate-Abo, und «Sky Store». Bei Letzterem lassen sich Filme und Serien «à la carte», also ohne Abo, beziehen.
Das bekomme ich nicht: Zwar hat Sky viele aktuellen Serien im Angebot, stellt diese aber erst einige Wochen nach Erstausstrahlung zur Verfügung.
Beispiel: Die neue Staffel der HBO-Serie «Westworld» ist in den USA am vorletzten Sonntag gestartet. Auch Sky zeigt die Serie – aber erst ab Ende Monat mit zweiwöchiger Verzögerung. Das ist extrem frustrierend.
Ausserdem gibt’s auch hier Minuspunkte für die Apps auf Tablet, Smartphone und Apple TV: Sie sind langsam, ausserdem sind gerade bei älteren Titeln nicht immer Untertitel vorhanden. Zusätzlich lässt sich – im Gegensatz zu Netflix und Amazon – die Liste der bereits angeschauten Inhalte nicht bearbeiten.
Highlights: «Game of Thrones», «The Sopranos», «The Wire» – Sky ist hierzulande der offizielle Partner des US-Senders HBO und hat darum fast alle viel gepriesenen HBO-Meisterwerke im Angebot.
Dazu kommen ein paar hochgelobte Eigenproduktionen wie «Der Pass», «Chernobyl» oder «Babylon Berlin» und weitere Serien-Schwergewichte wie «The Walking Dead» oder «Grey’s Anatomy».
Das kostet's: CHF 14.90/Monat, monatlich kündbar. Wer’s ausprobieren will: Die ersten sieben Tage sind kostenlos.
Der Neue im Bunde: Apple TV+
Das bekomme ich: Auch Apple hat seit letztem November einen Streamingdienst. Der US-Techriese möchte damit jedoch nicht mit der Breite der Konkurrenz mithalten, sondern mit gezielten i-Tüpfelchen brillieren.
Die Handvoll Eigenproduktionen, die Apple TV+ momentan anbietet, locken mit viel Starpower: Reese Witherspoon, Jennifer Aniston, Steve Carell, Aaron Paul, etc.
Das bekomme ich nicht: Eine grosse Auswahl.
Highlights: «Little America» und «Visible: Out on Television» gehören zu den zwei besten Serien des Jahres.
Das kostet's: CHF 6.–/Monat, monatlich kündbar. Von fast allen Eigenproduktionen gibt’s die jeweils erste Folge gratis.
Achtung: Wer sich in den letzten 3 Monaten ein neues Apple-Gerät gekauft hat (iPhone, iPad, iPod, Mac, Apple TV), erhält das volle Apple TV+-Programm ebenfalls gratis – für ein ganzes Jahr!
Für den angehenden Cineasten: MUBI
Das bekomme ich: Dem heillos überfordernden Überangebot anderer Streamingplattformen entgegnet Mubi mit einer streng kuratierten Auswahl. Anstatt auf Quantität setzt Mubi auf ein konstantes Angebot von insgesamt 30 Filmen. Jeden Tag kommt ein neuer Film dazu – dafür verschwindet der älteste aus dem Angebot.
Das bekomme ich nicht: Die Auswahl der Filme wendet sich grösstenteils an angehende Cineasten: Wer sein Filmwissen weiterbilden will, dem sei die Mubi-Wundertüte wärmstens ans Herz gelegt. Wer lieber die neusten Action-Knaller sehen möchte, ist mit anderen Plattformen besser bedient.
Highlights: Momentan im Angebot: Carol Reeds Schwarzweiss-Meisterwerk «The Third Man» oder Duncan Jones' Sci-Fi-Thriller «Source Code» mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle.
Das kostet's: CHF 12.–/Monat, monatlich kündbar. Momentan gibt’s einen Einsteigerrabatt: Die ersten 3 (!) Monate für nur gerade einen Franken!
Dein inneres Kind wird es haben wollen: Disney+
Das bekomme ich: Auch Disney ist ins Streamingrennen gestartet. In den letzten Jahren hat der US-Unterhaltungskonzern sein Portfolio massiv ausgebaut und verfügt mittlerweile nicht nur über sein eigenes, fast 100 Jahre altes Filmarchiv, sondern auch über viel Inhalt anderer Marken und Film-Franchisen.
Das bekomme ich nicht: Wenn’s um Eigenproduktionen geht, die explizit für Disney+ entwickelt worden sind, sieht das Angebot momentan noch sehr mager aus. Bis auf «The Mandalorian» lohnt sich Disney+ bislang nur wegen des Backkatalogs.
Highlights: Alle «Star Wars»-Filme! Alle «Pixar»-Filme! Die meisten Superhelden-Filme aus dem Universum von Comicbuchverlag «Marvel»! Haufenweise Disney-Zeichentrickklassiker! Dazu einige «National Geographic»-Inhalte wie «Free Solo». Disney+ hat schon jetzt genügend Material für Jahre.
Das kostet's: CHF 9.90/Monat, monatlich kündbar oder CHF 99.–/Jahr. Aktuell läuft noch eine Sonderaktion, mit der es das Jahresabo für CHF 84.90 gibt.
Und es gibt noch mehr... viel mehr!
Swisscom, Salt.Video, Sunrise VOD, Ex Libris: Natürlich verfügen auch die meisten Telekommunikations-Firmen mittlerweile über einen eigenen «À la carte»-Service für Filme und Serien.
Und dann gäbe es da natürlich auch noch haufenweise Nischen-Plattformen, die sich auf bestimmte Genres beschränken (der Anime-Streamingdienst Crunchyroll z. B.), für Abwechslung jenseits von Netflix ist also für mehrere Jahrzehnte gesorgt.
Das wohl wichtigste Ass im Streamingdschungel heisst übrigens «JustWatch». Dieser kostenlose Dienst zeigt an, wo es welche Serie oder welchen Film im Stream oder zum digitalen Kauf gibt.