Es war eine teure Überraschung für die Stadt Uster (ZH): Der Untergrund unter dem Feuerwehr-Ausbildungszentrum Riedikon ist mit schädlichen Ewigkeitschemikalien verschmutzt. Hier wurde früher mit PFAS-haltigem Löschschaum trainiert.
Für den Ersatz des baufälligen Brandhauses heisst das: Bevor neu gebaut werden kann, müssen 2000 Tonnen Erde gereinigt werden. Sechs Gramm PFAS wurden aus dem Boden geholt, was Mehrkosten von mindestens 600'000 Franken verursachte. «Das ist ein namhafter Betrag für uns», sagt die Sicherheitsvorsteherin der Gemeinde.
Exklusive Umfrage bei den Kantonen
Uster ist bei weitem kein Einzelfall. PFAS sind chemische Substanzen, die etwa wasser- und fettabweisend sind und deshalb in der Industrie breit eingesetzt werden. PFAS können giftig sein und gelangen auf unterschiedlichste Art in Böden und Wasser: Etwa durch Abwasser von Fabriken oder beim Einsatz von Skiwachs oder Feuerlöschschaum, die früher oft PFAS-haltig waren. Auf dutzenden Brandübungsplätzen in der ganzen Schweiz gibt es deshalb ähnliche PFAS-Verschmutzungen wie in Uster. Aber auch unter Industriearealen, Deponien und Feldern, die früher mit Klärschlamm gedüngt wurden.
Nun zeigt eine exklusive Umfrage von SRF Investigativ und Kassensturz: Wie viel man über die PFAS-Belastungen weiss und wie viel bereits saniert wurde, ist von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich.
Was auffällt: Kantone, die bereits Einzelfälle von hohen PFAS-Belastungen hatten, scheinen sensibilisierter. So haben etwa Genf (beim früheren Kasernengelände Les Vernets), St. Gallen (Regionalgefängnis Altstätten) oder das Tessin (Deponie beim Ceneri-Tunnel) PFAS-Sanierungen durchgeführt. Diese kosteten die Kantone Dutzende Millionen Franken.
Um festzulegen, welche Standorte künftig von PFAS gereinigt werden sollen und wie viel das im Endeffekt kosten wird, braucht es zweierlei: Zum einen Grenzwerte für die Chemikalien. Daran arbeitet das Bundesamt für Umwelt derzeit. Zum anderen mehr Daten, wo welche Böden und Gewässer überhaupt wie stark verschmutzt sind. Neben vereinzelten Bemühungen der Kantone werden dieses Jahr der Bund zusammen mit dem Verband der Kantonschemiker unter anderem schweizweit Fleisch, Fisch und Eier auf PFAS untersuchen.
EFK fordert besseres Monitoring
Deutliche Kritik äussert die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK: Der Bund habe generell keinen vollständigen Überblick, wo welcher Stoff in welcher Konzentration vorkommt. «Das macht es für ihn schwierig, zielgerichtete Massnahmen zu ergreifen», sagt Eveline Hügli von der EFK. Die Bundesbehörden müssten hier stärker investieren, nach dem Prinzip «Vorbeugen ist besser als Heilen.»
Die Kritik der EFK richtet sich aber auch an die Industrie: Heute zahle in der Regel die Allgemeinheit für Schäden, entweder die Eigentümer des betroffenen Stücks Land oder die öffentliche Hand. Hügli sagt im Interview mit SRF: Es wäre künftig wichtig, dass sich auch «Hersteller und Importeure finanziell an den Schäden beteiligen müssen.»
Der Wirtschaftsverband Scienceindustries, der unter anderem Unternehmen aus der Chemiebranche vertritt, sieht die Empfehlung der EFK «eher kritisch, solange kein besseres Verständnis der Ursachen und Emissionspfade besteht.» Zudem befürchtet der Verband durch eine solche Regelung «ein ausuferndes Bürokratie- und Kontrollwesen», das die Preise für Produkte in die Höhe treiben würde.