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Martin Scheringer: «PFAS können im Körper Schaden anrichten»
Aus Tagesgespräch vom 13.11.2024. Bild: SRF/Simone Hulliger
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Beeinträchtigung der Umwelt «Die PFAS haben Zeit, Schäden im Körper anzurichten»

Im Kanton St. Gallen dürfen fünf Bauernbetriebe ihr Fleisch nicht mehr verkaufen, weil die Belastung durch PFAS – also sogenannte Ewigkeitschemikalien – zu gross ist. Wo begegnen uns die PFAS überall in unserem Alltag und wie gefährlich sind sie? Der Umweltchemiker Martin Scheringer erklärt es im Interview.

Martin Scheringer

Privatdozent am Departement Umweltwissenschaften ETH

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Martin Scheringer ist seit 2015 Professor für Umweltchemie an der Masaryk-Universität Brünn und war als Professor an der Leuphana Universität Lüneberg tätig. Zudem leitet er eine Forschungsgruppe an der ETH Zürich. Sein Forschungsschwerpunkt ist insbesondere die Verteilungsdynamik langlebiger organischer Schadstoffe.

SRF News: Wo kommen wir im Alltag mit PFAS in Berührung?

Martin Scheringer: Das fängt schon am Morgen mit dem Wasser für den Kaffee oder Tee an. Vielerorts in der Schweiz sind PFAS im Trinkwasser enthalten. Auch in Lebensmitteln, die üblicherweise zum Frühstück verzehrt werden, wie Haferflocken oder Milch, finden sich oftmals Spuren von PFAS. Genauso wie in der Teflon-Beschichtung der Bratpfannen oder im Backpapier.

Die neuen Einweggeschirre, die nicht aus Kunststoff, sondern aus Blättern oder Bambus bestehen, sind meist mit PFAS überzogen.

Aber auch ausserhalb der Küche gibt es Produkte, die wir regelmässig in die Hand nehmen und die diese Stoffe enthalten. Aufgrund der hohen Wasserabweisung von PFAS gibt es Regenjacken oder andere Sport- und Outdoorbekleidung, die mit PFAS beschichtet sind. Auch die neuen Einweggeschirre, die nicht aus Kunststoff, sondern zum Beispiel aus Blättern oder Bambus bestehen, sind meist mit PFAS überzogen.

Wann und wie schaden PFAS dem Menschen?

Besonders besorgt sind wir über die toxische Wirkung von PFAS. Sie reichern sich zum Beispiel in der Leber, in den Nieren oder bei Männern in den Hoden an und können Krebs verursachen. Sie haben aber auch viele andere Wirkungen.

Was sind PFAS?

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PFAS sind allgegenwärtig, auch in unseren Körpern. Dies zeigte eine Gesundheitsstudie des Bundesamtes für Umwelt im letzten Jahr. In allen für die Studie untersuchten Blutproben fanden sich sogenannte Ewigkeitschemikalien. Diese per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (abgekürzt PFAS) sind eine grosse Gruppe von Stoffen, die künstlich hergestellt und in der Umwelt nicht mehr abgebaut werden können.

Sie können die Schilddrüsenfunktion und den Fettstoffwechsel beeinträchtigen, den Cholesterinspiegel im Blut erhöhen, zu Entzündungsprozessen im Darm führen oder die Spermienzahl bei Männern verringern. Man sieht, es gibt eine ganze Reihe von Schäden in unserem Körper. 

Die beiden wichtigsten PFAS haben eine Halbwertszeit von drei bis fünf Jahren.

Aber die Wirkung ist nicht akut?

Nein. Alle von mir aufgezählten Folgen von PFAS in unserem Körper brauchen Zeit, bis sie sichtbar werden. Aber weil die PFAS so stabil sind und weil sie nur langsam aus dem Körper ausgeschieden werden, haben sie Zeit, im Körper Schaden anzurichten.

Wie lange bleiben sie im Körper?

Die beiden wichtigsten PFAS – Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) – haben eine Halbwertszeit von drei bis fünf Jahren. Das heisst, bis die Hälfte der Stoffe aus dem Körper ausgeschieden ist, dauert es drei bis fünf Jahre, bis sie vollständig ausgeschieden sind, dauert es etwa zehn bis fünfzehn Jahre.

Was ist der richtige Umgang mit den PFAS?

Grundsätzlich müssen wir die Quellen schliessen, damit nicht noch mehr PFAS in die Natur und in die Körper gelangen. Eine weitreichende Einschränkung wird aktuell in der EU geprüft. Gleichzeitig müssen wir messen, messen, messen. Und das tun die Kantone nun auch. Denn wir brauchen mehr Transparenz, bevor wir Massnahmen ergreifen. Wir können uns zum Beispiel alle bei der Gemeinde oder beim Kanton nach den PFAS-Werten im Grundwasser erkundigen. Wichtig ist, dass die Kantone dort versuchen Massnahmen zu ergreifen, wo die Belastung am höchsten ist. Und im besten Fall koppeln sie die Bevölkerung von den Quellen ab. Das geschieht im Moment, das jüngste Beispiel ist gerade der Kanton St. Gallen. Grundsätzlich können wir aber nicht viel mehr tun. Wir werden in Zukunft immer eine minimale Belastung durch PFAS haben, das müssen wir akzeptieren. Wir dürfen uns aber nicht verrückt machen, es gibt noch viele andere Faktoren, die für die Gesundheit oder Krankheit eines Menschen eine Rolle spielen.

Das Gespräch führte Simone Hulliger, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Tagesgespräch, 13.11.2024, 13:00 Uhr ; 

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