Nescafé: Das Kaffee-Pulver zum schnellen Aufbrühen ist immer noch ein Verkaufsschlager. Allein in der Schweiz werden jährlich rund 280 Millionen Tassen getrunken. In vielen Ländern ist löslicher Kaffee noch weitaus populärer.
«Nescafé-Plan» bindet Kaffeebäuerinnen an Nestlé
Nestlé ist die Nummer eins im weltweiten Kaffeegeschäft. Der Konzern (Nescafé) betont in der Werbung, dass ab 2025 100 Prozent seines Kaffees «nachhaltig» produziert werde. Dazu beitragen soll auch der 2010 lancierte sogenannte «Nescafé-Plan».
Die Nichtregierungsorganisation Public Eye kritisiert in einem neuen Report: Viele am «Nescafé-Plan» beteiligte Kaffeebäuerinnen und -bauern in Mexiko und Brasilien kämen mit den tiefen Einkaufspreisen nicht über die Runden.
Wütende Bauern protestieren gegen Nestlé
Eine Reportage der RTS-Sendung «A Bon Entendeur» in der mexikanischen Region Chiapas kommt zu ähnlichen Schlüssen. Auch hier haben sich viele Kaffeeproduzenten dem «Nescafé-Plan» angeschlossen und dabei von der angestammten Kaffeesorte Arabica auf die Sorte Robusta gewechselt. Diese ist für löslichen Kaffee besonders geeignet.
Auch Bauer Elmar Morales Gonzáles stieg 2012 mit vielen anderen in die Nescafé-Schule ein. Seitdem liefert er Nestlé jährlich rund 70 Tonnen Kaffee. Sein lächelndes Konterfei prangt auf tausenden Nescafé-Packungen. «Was für eine Lüge, glauben zu lassen, ich sei glücklich, meinen Kaffee an Nestlé zu verkaufen! Ich bin nicht glücklich. Ich bin wütend.» Denn Nestlé verdiene viel Geld mit seinem Kaffee. «Aber ich als Kaffeebauer gewinne nicht. Ich verliere.»
1 Franken 50 pro Kilo Kaffee für die Bauern – 70 Franken pro Kilo Nescafé im Laden
Die Kaffeebauern kämpfen mit steigenden Produktionskosten und hoher Inflation. Der Kaffeepreis ist zwar gestiegen. Mit den Kosten kann er aber nicht mithalten. Letzte Saison erhielten mexikanische Produzentinnen im Schnitt pro Kilogramm Kaffee 1 Franken 50. Zum Vergleich: Im Schweizer Detailhandel kostet ein Kilo Nescafé fast 70 Franken.
Carla Hoinkes, Co-Autorin des Kaffee-Reports von Public Eye, kritisiert gegenüber «Kassensturz»: «Nestlé hält das Versprechen nach verantwortungsvoll beschafftem Kaffee nicht ein.» Man habe gesehen, dass Bäuerinnen und Bauern, die für Nestlé Kaffee produzieren, so tiefe Preise erhalten, dass sie kaum ihre Familien ernähren könnten. «Unsere Forderung ist ganz simpel: Nestlé soll einfach dafür sorgen, dass die Bäuerinnen und Bauern, die weltweit den Kaffee für das Unternehmen produzieren, auch von dieser Tätigkeit leben können.»
Nestlé weist Kritik an «Nescafé-Plan» zurück
Vor der Kamera will Nestlé zur Kritik keine Stellung nehmen, schreibt jedoch, man sei der festen Überzeugung, dass Kaffeebauern einen fairen Preis für ihren Kaffee erhalten müssen. «Unser Preis, den wir den Kaffeemühlen (also unseren direkten Lieferanten) in diesem Jahr gezahlt haben, war der höchste, den wir je in Mexiko gezahlt haben.»
Man habe sich im Februar mit Vertretern der Kaffeebauern aus Chiapas und den lokalen Regierungsbehörden getroffen. «Dabei haben wir gemeinsam eine Vereinbarung zur Zufriedenheit aller Parteien erreicht und unterzeichnet. Seit der Unterzeichnung der Vereinbarung haben wir keine Beschwerden von Kaffeemühlen oder Bauern erhalten.» Kaffeebauern wie Elmar Morales sehen das anders: Sie fühlen sich von Nestlé verraten und kämpfen weiter für ein faires Einkommen.