Sie haben das Dating-Leben und die Dating-Industrie komplett revolutioniert. Es gibt für fast jede Vorliebe eine passende App, die man innerhalb von wenigen Minuten herunterladen kann.
Ich swipe für mein Leben gerne, aber schreibe nie.
Das kann für einige überfordernd wirken und für andere eine neue Welt öffnen. Gemäss einer Studie von ElitePartner und Parship haben sich 20 Prozent aller Schweizer Paare online kennengelernt. Tendenz steigend.
Dating-Apps: schwierig
Das Dating-Rad wurde 2023 nicht neu erfunden und Dating bleibt kompliziert. Im Format von «We, Myself and Why» machen Shqipe, Ala, Niara, Julia, Grace, Venya und Regula ihre Meinungen deutlich. Sie erzählen von ihren Erfahrungen und was sie alles gelernt haben letztes Jahr.
Grace lebt polyamor und erzählt, «ich swipe für mein Leben gerne, aber schreibe nie». Grace gibt zu, die Apps lösen Dopamin aus, aber es kommt eigentlich nie zu Dates über Online-Plattformen. Julia findet es, als autistische Person, einfacher über Online-Plattformen zu daten, «weil man die direkte Reaktion vom Gegenüber nicht sieht». Zudem sei es nicht so peinlich, wenn man online geghostet wird.
Für Niara sind Dating-Apps per se nichts Schlechtes – sie kennt auch Leute, die schon ihre Matches geheiratet haben. «Aber ich finde, es hat auch etwas sehr Gefährliches, und zwar was das Thema Schutz anbelangt», so Niara.
Es ist deswegen kein Zufall, dass die Facebook-Gruppe «Are we dating the same guy» in der Schweiz und auch schon in Zürich mit mehreren hunderten Mitgliedern voll ist. Dort warnen sich hauptsächlich Frauen vor Männern mit Fake-Profilen oder vor potenziell gefährlichen Typen.
Love Yourself First
«Liebe dich zuerst selbst, damit es auch andere können», so heisst das berühmte Sprichwort. In dieser Gruppe stimmen dem alle zu. Shqipe ist Autorin und hat in den letzten paar Jahren gleich zwei Bücher publiziert. Sie sagt, dass sie keine Zeit hatte, um jemanden kennenzulernen «und ehrlich gesagt, war es auch keine Priorität in meinem Leben».
Venya bezeichnet ihr Dating-Leben im Jahr 2023 als «dry», also trocken. «Es kommt von meiner Seite her … ich habe mich eher auf mich konzentriert», erzählt sie.
Die 73-jährige Rentnerin und Schauspielerin, Regula, ist überzeugt von ihren Flirt-Künsten: «Ich habe halt ein grosses Maul und ich würde sofort einen finden eigentlich, wenn ich wollen würde, aber ich bin sehr anspruchsvoll.» Regula nennt sich deshalb auch eine «überzeugte Single».
Um sich selbst zu lieben, muss man herausfinden, was einem guttut und für welche Werte man einsteht. Für Julia ist es sehr ermutigend, wie man sich in ihrer Bubble schon früh solche Fragen stellt: «Was will ich? Was will ich nicht? Was gefällt mir? Was nicht?» Grace sieht das ähnlich, «ich glaube unsere Generation ist sich immer mehr bewusst, was Bindung für sie bedeutet und fragt sich, wie ihre Grenzen aussehen».
Kommunikation über alles
Um Grenzen und Werte unserem Gegenüber klarzumachen, braucht es die Kommunikation. Es ist die wichtigste Erkenntnis der befragten Personen. Julia gesteht, dass sie das in ihrer letzten Beziehung nicht so gut konnte – nun schätzt sie eine offene Kommunikation – «das verstecke ich jetzt null, also ich bin wirklich sehr direkt und sehr offen».
Hey, du gefällst mir!
Shqipe erzählt, dass sie viel selbstsicherer geworden ist und auch direkt einen Mann fragen kann: «Hey, du gefällst mir. Wann hast du Zeit, um sich zu sehen?» Das hätte Shqipe vor ein paar Jahren niemals gemacht. Sie lächelt stolz und sagt dazu, «ich liebe es, ich liebe es».