Seite an Seite mit Martina Hingis ist Patty Schnyder in der Schweizer Tenniswelt gross geworden. «Sie hat mir gezeigt, dass man die da oben schlagen kann», erzählt Schnyder.
1998 jagte Schnyder, damals gerade 20-jährig, einen Höhepunkt nach dem anderen. Die Baselbieterin schaffte es bis auf Platz 7 der Weltrangliste. Abseits des Courts gesteht sie, viele Fehler gemacht zu haben. Ihr einstiger Coach und Lebenspartner agierte mit fragwürdigen und teils illegalen Heilmethoden. Nach der Trennung rissen die Schlagzeilen nicht ab: Denn auch ihr neuer Partner und späterer Ehemann wurde von der Justiz verfolgt und später unter anderem wegen Betrugs verurteilt. Ihre Familie akzeptierte ihre Liebesbeziehungen nicht, es kam zum Bruch. Trotzdem spielte Schnyder weiter und besiegte fast alle Champions der letzten 30 Jahre.
Nach den French Open 2011 performte Schnyder nicht mehr gut und kämpfte innerlich mit sich selbst: «Das Krasseste für mich – ich wollte nicht mehr Patty Schnyder sein.» Spontan entschied sie, einen anderen Namen zu benutzen und erfand eine neue Geschichte: «Ich fühlte mich so gut, ich musste nichts von mir erzählen.»
So lernte sie auch ihren jetzigen Lebenspartner Jan Heino kennen – «mit falschem Namen und falscher Legende». Als sie sich verliebte, wusste sie aber, dass sie ihm die Lüge beichten muss. Schnyder erzählt, ihr Partner habe sich nicht «verarscht» gefühlt und ihm sei egal gewesen, was sie früher gemacht habe. Inzwischen hat Schnyder sich auch mit der Familie versöhnt: «Ich habe ein schönes Verhältnis zu meinen Eltern und zwei tolle Kinder.»
Daniel Albrecht: «... und dann kam Kitzbühel»
Auch Daniel Albrecht blickt auf eine turbulente Karriere zurück. Nach Weltmeistertiteln und Weltcup-Siegen zwischen 2007 und 2009 gehörte der Walliser zur Weltspitze. «Ich setzte mir ein möglichst unrealistisches Ziel», erzählt Albrecht. Das habe ihn motiviert, alles zu geben: «Für mich war das alles ein Spiel. Und dann kam Kitzbühel.»
Am 22. Januar 2009 stürzte Albrecht bei fast 140 km/h aus fünf Metern Höhe auf die Piste, verlor sofort das Bewusstsein und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Als er drei Wochen später erwachte, fühlte es sich an wie ein Erdbeben: «Alles ist zerstreut, und du weisst nicht, was wo ist.» Er erkannte seine Familie nicht, nur die Gefühle, die sie in ihm auslösten. Nach Monaten im Spital wollte der heute 41-Jährige wieder auf die Piste. Nach einem Comeback-Versuch zeigte ihm sein Körper, dass er nicht mehr zur Elite gehören würde.
Donghua Li: «Jeden Tag dankbar sein»
Donghua Li kam per Zufall zum Turnen. In seiner Heimatstadt Chengdu in China, wurden über 1000 Kinder auf dasselbe Kunstturninternat geschickt – auch der 7-jährige Li. Nach vier Jahren wurde er Profi und verdiente seinen ersten Lohn. Schliesslich landet Li im Nationalkader in Peking. Doch diese Karriere musste er aufgeben, als er eine Schweizerin heiraten wollte. «Ein Sportfunktionär gab mir drei Tage Zeit: Entweder die Turnkarriere oder die Liebe.»
Li entschied sich für die Liebe, heiratete Esperenza Friedli und zog mit ihr nach Luzern.
Donghua Lis Leben wurde 2019 nochmals auf den Kopf gestellt. Sein 7-jähriger Sohn Janis stirbt innert paar Tagen an den Folgen einer Krebserkrankung. «Das war brutal», erzählt Li. Der 56-Jährige schöpft Kraft aus der Unterstützung anderer und hat gelernt, dass ihm eine dankbare Haltung hilft. «Heute kann ich sagen: Ich versuche, für jeden Tag dankbar zu sein.»