«Im Slalom geht es eben manchmal schnell», sagte Tanguy Nef im Kitzbüheler Zielraum. Sein 7. Platz am Ganslernhang war gleichbedeutend mit dem 4. Top-8-Platz der Saison, dem 3. in Serie nach jenen in Adelboden (8.) und Wengen (4.). 3 Mal hintereinander war der Romand der beste Schweizer. Kurz: Nef befindet sich gerade im Flow.
Es ist noch nicht lange her, da war seine Gefühlslage noch ganz anders. In der Saison 2022/23 schied Nef in 9 Slaloms 6 Mal aus, 2 Mal konnte er sich nicht für den Finaldurchgang qualifizieren. Das einzige Highlight des Winters? Rang 19 in Garmisch.
Gründe für den Aufschwung
Was ist der Schlüssel für den Wandel zum souveränen Zick-Zack-Artisten, der mittlerweile stets mit den Besten mithalten kann? «Einerseits gilt es, aus Fehlern zu lernen», sagt Nef. «Das Skifahren ist eine komplexe Materie. Ich glaube, ich habe mir die richtigen Fragen gestellt und mit guten Trainern gearbeitet.»
Und andererseits? Nef: «Ein Materialwechsel.» Diesen nahm er vor der Saison 2023/24 vor, der letzte Winter war eine Übergangssaison. «Es ging darum, in der Slalom-Hierarchie wieder aufzusteigen und in jedem Rennen und bei verschiedenen Schneebedingungen an Selbstvertrauen zuzulegen.» Mit nur noch 4 Nullern, aber 5 Rennen in den Punkten konnte sich Nef eindeutig stabilisieren.
Im Sommer 2024 der nächste Schritt
Im letzten Sommer fühlte sich Nef bereit, den nächsten Schritt nach vorne zu machen. «Ich habe in jedem Training alles gegeben, um das Bestmögliche herauszuholen. Es lief wirklich gut. Ich konnte mir dabei Selbstvertrauen holen, um gut in die Saison zu starten.» Wobei gut eher eine Untertreibung ist, denn er wurde beim Slalom-Auftakt in Levi gleich 5., sein bis dahin bestes Weltcup-Resultat.
Bis Weihnachten folgte zwar eine «eher schwierigere Phase, in der ich aber trotzdem im Bereich der Top 20 war. Da wusste ich, dass ich an guten Tagen die ersten 10 oder gar ersten 5 anpeilen darf.» Gesagt, getan: Am Chuenisbärgli tankte er als 8. weiter Mut, um in Wengen voll angreifen zu können. Dort schaffte er mit Rang 4 eine neuerliche Karriere-Bestmarke. Seinen 1. Podestplatz verpasste er nur um 4 Hundertstel.
Obwohl sich die Unterlage eine Woche später in Kitzbühel anders präsentierte, konnte sich Nef auf die Bedingungen gut einstellen. «Zwischen Wengen und Kitzbühel haben wir einige Tage in Hinterreit auf ähnlich extremem Schnee trainiert. Dabei fand ich zurück zu meinem guten Gefühl.» Zugleich hat ihm der bislang letzte Slalom gezeigt, «dass vor allem im 2. Lauf manchmal noch ein paar Details fehlen».
WM-Slalom auf dem Radar
Für das gegenüber Kitzbühel deutlich höher gelegene Schladming erhofft sich Nef wieder etwas «besseren Schnee». Dazu kommt, dass er die Planai bezüglich Topographie als einfacher einstuft als Kitzbühel oder Wengen. Der 28-Jährige will am Mittwoch nochmals «2 tolle Läufe» zeigen, um den für ihn erfolgreichen Slalom-Monat Januar «in bestmöglicher Manier» zu beenden.
Schöner Nebeneffekt einer weiteren Spitzenplatzierung wäre wohl der Vorstoss in die Top 15 der Weltrangliste. Was gerade im Hinblick auf den WM-Slalom am 16. Februar von Vorteil wäre. «Ich hätte dann in Saalbach-Hinterglemm im Idealfall die Chance, mit der Nummer 8 starten zu können. Mit dieser Ausgangslage wären die Chancen auf eine Medaille intakt», so Nef.
Mit einer Medaille beim Saisonhöhepunkt würde der Genfer erst recht beweisen, wie schnell es im Slalom manchmal gehen kann.