Die Tops des Jahres
«Last of Us» (Sky): Die HBO-Serie basiert auf dem gleichnamigen Game. Eukaryotische Lebewesen – also hochansteckende Pilze – haben die meisten Menschen in Monster verwandelt. Die Zivilisation, wie man sie kennt, ist nur noch eine ferne Erinnerung. Die Überlebenden wohnen in den Resten einstiger Städte und kämpfen mit Armut und Angst.
Nur die beinharte Ellie ist immun gegen den Pilzbefall. Widerwillig bringt sie der alternde Kriegsveteran Joel in ein weit entferntes Hospital, um einen Impfstoff zu entwickeln. Bella Ramsey («Game of Thrones») und Pedro Pascal («The Mandalorian») sind die perfekte Besetzung des ungleichen Duos.
«The Last of Us» ist gut erzählt und die Horrormomente sind wohl dosiert. Die Geschichte von Ellie und Joel endet mit einer der dicksten Lügen der Seriengeschichte. Eine zweite Staffel ist angekündigt.
«Liebes Kind» (Netflix): Die deutsche Krimiserie «Liebes Kind» war in der Schweiz auf Platz 1 der Streaming-Charts und in 92 Ländern in den Top 10. Sagt zumindest Netflix – die Angaben des Unternehmens können nicht überprüft werden. Egal: «Liebes Kind» hat den Erfolg verdient.
Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Romy Hausmann, die von der wahren Geschichte der Österreicherin Natascha Kampusch inspiriert wurde. Sie wurde im Alter von 10 entführt und über acht Jahre gefangen gehalten.
Die Story: Eine Frau sowie ein Junge und ein Mädchen werden jahrelang in einer fensterlosen Wohnung gefangen gehalten. Den Entführer müssen sie «Papa» nennen. Wer gegen seine Regeln verstösst, wird bestraft. Als der Frau und ihrer vermeintlichen Tochter die Flucht gelingt, beginnt eine Polizistin zu ermitteln. Sie muss die Wohnung und den zurückgelassenen Jungen finden. Und dann gibt es noch eine Verbindung zu einem alten Vermisstenfall.
«Liebes Kind» ist komplex und spannend erzählt und brilliert mit dem besten Vorspann des Jahres.
Die Überraschung des Jahres
«Gen V» (Amazon): Die Serie ist ein Spin-off der gelungensten Superheldenserie, die es derzeit gibt: «The Boys» ist nicht nur eine Satire aufs Genre, sondern auch ein brutales Sittenbild der heutigen USA mit Trumpismus, christlichem Konservatismus und Konsumismus.
Die Ankündigung, dass es mit «Gen V» ein Spin-off geben würde, das an einer Superheldenschule spielt, machte Angst. Zu Unrecht. Sicher nicht so radikal und politisch wie «The Boys», entpuppt sich «Gen V» als gute Unterhaltung für eine jüngere Zielgruppe.
Die Themen der Serie werden durch die Figuren verkörpert: Da ist zum Beispiel Jordan Li, die nach Belieben das Geschlecht wechseln kann, obwohl ihr Vater nur was vom männlichen Ich wissen will. Oder Emma, die riesig wird, wenn sie zu viel isst. Wenn sie sich übergibt, wird sie miniklein. Die zweite Staffel ist angekündigt.
Der Flop des Jahres
«One Piece» (Netflix): Viele haben sich auf diese Serie gefreut. Nicht ohne Grund. Sie basiert auf dem gleichnamigen und grandiosen Anime, der es seit 1999 auf bisher über 1000 Folgen gebracht hat und seinerseits auf dem gleichnamigen Manga beruht.
Obwohl die neue Realverfilmung die gleiche Geschichte erzählt, nämlich die Schatzsuche von Monkey D. Luffy und seinen Strohhut-Piraten, ist die Serie eine Enttäuschung.
Das Erzähltempo ist lahm, das Knallbunte, das Überdrehte des Anime einfach glattgebügelt. Da hilft es nicht, dass der Cast und der Look eigentlich gut sind. Bei der zweiten Staffel kann es nur besser werden.