Kochen nach Rezept ist wie Klavierspielen nach einer Partitur – sagt der Pianist See Siang Wong. Er lebt in Zürich, ist als Solist international unterwegs und: Seit acht Jahren hat er einen eigenen Kochblog. Beim Kochen wie bei der Musik ist ihm der sinnliche Aspekt wichtig.
SRF: Was gefällt Ihnen am Kochen besonders?
See Siang Wong: Die Sinnlichkeit, das Kreative und Spielerische. Das verbindet sich wunderbar mit meiner zweiten Leidenschaft der Musik. Man kann der eigenen Fantasie freien Lauf lassen. Spannend ist, dass es am Schluss ein schönes Endresultat gibt, wenn man gut gekocht oder musiziert hat.
Beide Sachen sind ebenfalls vergänglich: Das schöne Essen ist am Schluss gegessen und das Konzert mit den Klängen ist verklungen. Ich fühle mich privilegiert, dass ich diese beiden spannenden Tätigkeiten in meinem Leben kombinieren kann.
Was kochen Sie am liebsten?
Ich koche gerne für Gäste und passe mich da auch an deren Lieblingsrezepte an. Mein Kochrepertoire ist also breit. Aber ich habe einen Schwerpunkt auf asiatische Gerichte, wie zum Beispiel Rendang Dageng, ein malaysisches geschmortes Rindsfleisch in Kokosmilch. Ich liebe Gerichte, die viele Gewürze brauchen und lange kochen müssen.
Vor allem die Gerichte aus Südostasien sind unwiderstehlich, und auch die französische oder italienische Küche sind grossartig. Ich mache also genauso gerne einen Coq au Vin oder eine hausgemachte Pizza.
Was essen Sie am liebsten?
Einfach alles, was mir schmeckt und gut tut. Das reicht von einer schlichten italienischen Pasta über ein französisches Gourmet-Menü bis hin zu scharfen asiatischen Gerichten. Aber ich esse auch gerne ausgefallene Gerichte, wie zum Beispiel Fischkopf-Curry, eine Spezialität aus meinem Mutterland Singapur.
Es gibt ein lustiges Sprichwort: «Hat es vier Beine und ist kein Tisch, hat es zwei Flügel und ist kein Flugzeug, schwimmt es und ist kein U-Boot – die Chinesen werden es essen.»
Und das stimmt soweit bei mir: Ich esse alles gerne, wenn es gut gekocht ist. Bei meinen Reisen konnte ich schon viele Sachen versuchen, von fritierten Insekten bis zu gedämpfter Schlange.
Warum haben Sie für uns gerade dieses Gericht ausgewählt?
Diesen Hong Kong-Style Fisch esse ich oft zu Hause mit meinen Eltern. Er ist typisch für meine Heimat. Mit relativ wenig Zutaten und wenig Aufwand hat man hier ein tolles Geschmacksergebnis. Ich hoffe, dass die Zuhörer es zu Hause nachkochen werden. Aber natürlich gibt es auch noch viele andere schmackhafte Gerichte, die ich auf meinem Foodblog jeweils vorstelle.
Gibt es Bezüge zwischen dem Kochen und Ihrer künstlerischen Tätigkeit?
Beim Kochen – wie bei der Musik – ist mir der sinnliche Aspekt wichtig. Beim Kochen spiele ich mit den Zutaten, den verschiedenen Aromen und Gewürzen; am Klavier spiele ich mit den Noten, der Dynamik und den Tempi. Eine weitere Parallele gibt es noch: Eine Sonate oder eine Sinfonie hat mehrere Sätze, so wie ein Menü mehrere Gänge hat. So kann man noch viele Vergleiche machen. Fazit: Kochen hat sehr viel mit Musik zu tun.
Das Gespräch führte Benjamin Herzog.