Haben die Werke einen Raubkunst-Hintergrund? Um diese Frage zu klären, entschied die Leitung des Museums Langmatt in Baden vor rund eineinhalb Jahren, einige der Gemälde in der Sammlung genauer untersuchen zu lassen.
Man engagierte einige der renommiertesten Provenienzforscher der Schweiz. Untersucht wurden auch die drei Gemälde von Paul Cézanne, die kommende Woche in New York versteigert werden. Das Ergebnis: Bei dem wertvollsten der Gemälde gab es erste Hinweise auf eine möglicherweise problematische Herkunft.
Neue Herkunftsbelege gefunden
Weitere Nachforschungen bei Christie's hätten dann den entscheidenden Hinweis gebracht, sagt Museumsdirektor Markus Stegmann. Dabei sei auch viel Glück im Spiel gewesen. «Das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Man kann Jahre suchen und man findet nichts. Und man kann auch eine Stunde suchen und plötzlich hat man etwas gefunden», so Markus Stegmann.
Die Nadel im Heuhaufen war in diesem Fall eine Karteikarte. Sie lieferte den Beweis dafür, dass Cézannes Stillleben «Früchte und Ingwertopf» dem deutsch-jüdischen Kunsthändler Jakob Goldschmidt gehörte, bevor es gekauft wurde und in die Sammlung Langmatt überging.
Markus Stegmann sagt, es gebe Belege dafür, dass Goldschmidts Geschäfte in Frankfurt wegen der Verfolgung durch die Nazis nicht mehr gut liefen. Es sei deshalb wahrscheinlich, dass Goldschmidt seinen Cézanne nur deshalb verkauft habe, weil er irgendwie über die Runden kommen musste.
Im Juristendeutsch nennt man das einen «NS-verfolgungsbedingten Verlust». Ausgerechnet das Gemälde, von dem sich die Verantwortlichen die finanzielle Rettung des Museums Langmatt erhoffen, war also plötzlich belastet.
Imageschaden oder glückliche Wendung?
Die Museumsleitung hat deshalb schnell einen Vergleich mit Goldschmidts Erben ausgehandelt. Kurz vor der Versteigerung, die sowieso schon hochumstritten ist. All das könnte man als PR-Desaster betrachten.
Museumsdirektor Markus Stegmann widerspricht: «Nein, das ist überhaupt kein Imageschaden. Ganz im Gegenteil.» Dass man sich als Museum mit den Erben einige, komme nicht jeden Tag vor und die Verhandlungen würden manchmal Jahre dauern. Eine Einigung in dieser kurzen Zeit sei «sehr positiv», so Stegmann.
Er betont, dass das Museum Langmatt von sich aus auf Goldschmidts Erben zugegangen sei. Der nun geschlossene Vergleich gelte alle möglichen Ansprüche weiterer Angehöriger ab.
Gemälde wird trotzdem versteigert
Das Bild geht jetzt also nicht zu den Erben, sondern darf versteigert werden. Zur Höhe des Vergleichs möchte Stegmann nichts sagen. Und auch die Frage, woher das finanziell angeschlagene Museum überhaupt das Geld für einen solchen Vergleich hat, beantwortet er nur indirekt: «Entscheidend ist der Vertrag. Der ist unterzeichnet. Deswegen ist die Einigung abgeschlossen. Die Zahlung – oder das, was man leistet – erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.»
Zu einem späteren Zeitpunkt – man könnte interpretieren: nach der Versteigerung. Was den Verkauf von Cézannes «Ingwertopf» angeht, ist Markus Stegmann zuversichtlich. Gemälde, bei denen die Rechtsansprüche von Erben geklärt seien, verkauften sich in der Regel sogar besser.