5. Charles Lewinsky: «Sein Sohn» (18 Punkte)
Charles Lewinsky erzählt in seinem neuen Roman «Sein Sohn» die packende Geschichte eines Waisenknaben um das Jahr 1800, der in den Strudel seiner turbulenten Zeit gerät. Irgendwann nimmt er die Suche nach seinen Eltern auf. Und er findet heraus: Sein Vater ist der französische König! Diese Erkenntnis stellt sein bisheriges Leben infrage und alles auf den Kopf. Mit spürbarer Lust am Fabulieren entwickelt Lewinsky die Geschichte eines Kampfes um Herkunft und Identität.
Der Roman überzeugt durch seine temporeiche Sprache, die psychologische Tiefe und das plastisch dargestellte historische Umfeld
4. Behzad Karim Khani: «Hund, Wolf, Schakal» (22 Punkte)
Der Roman «Hund, Wolf, Schakal» von Behzad Karim Khani handelt von einer schwierigen Kindheit in Berlin. Nach dem Tod der Mutter während der Wirren der islamischen Revolution fliehen Saam und sein jüngerer Bruder mit dem Vater nach Deutschland. In Berlin-Neukölln müssen sie eine neue Heimat finden. Ein furioses Debüt, das Einsicht in ein uns unbekanntes Immigranten-Milieu gewährt.
Wie weit geht man, um die eigene Würde zu verteidigen? Behzad Karim Khani erzählt von Gewalt und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit in den Strassen von Berlin: Zärtlich, ironisch und entlarvend – ohne zu verklären.
3. Alain Claude Sulzer: «Doppelleben» (32 Punkte)
Alain Claude Sulzer widmet sich in seinem neuen Roman «Doppelleben» den beiden Brüdern Goncourt, dank deren «Journal» wir viel über Paris im 19. Jahrhundert wissen. Die Erzählung konzentriert sich dabei auf das Sterben des einen und das Zurückbleiben des anderen Bruders.
Zugleich erleben wir das dramatische Leben und Sterben von Rose, der Haushälterin der Goncourts. Sie lebt in Not und Verzweiflung, ohne dass die beiden Schöngeister dies bemerken. Ein Buch, das ein Fenster in eine andere Zeit öffnet und uns einfühlsam und sprachlich virtuos das Leben und Schaffen des berühmten Brüderpaars näherbringt.
So rasant wie feinfühlig entführt uns Alain Claude Sulzer ins Paris des 19. Jahrhunderts, wo die Brüder Goncourt und ihre Haushälterin Rose im selben Haus und doch in völlig verschiedenen Welten leben.
2. Alex Capus: «Susanna» (33 Punkte)
In «Susanna» schildert der Schweizer Erfolgsautor Alex Capus das turbulente Leben der Basler Malerin Susanna Faesch. Sie kommt 1844 zur Welt und wandert als Achtjährige mit der Mutter nach New York aus. Dort wird sie Porträtmalerin und mausert sich später zu einer Vertrauten des Indigenen-Häuptlings Sitting Bull.
Den atemberaubenden Plot vermittelt Alex Capus sprachlich elegant und mit atmosphärisch dichten Schilderungen, die Einblicke in das Leben eines selbstbestimmen Frauenschicksals im 19. Jahrhundert vermitteln.
Vom Wilden Mann auf dem Rhein über die elektrifizierte Brooklyn Bridge bis zum goldenen Grand River im Wilden Westen: Mit seinem Gespür für historische Stoffe bringt Alex Capus die Vergangenheit zum Leuchten.
1. Thomas Hürlimann: «Der Rote Diamant» (39 Punkte)
Im Herbst 1963 wird Arthur Goldau von seinen Eltern in ein Innerschweizer Klosterinternat geschickt. Dort geht er als «Zögling 230» auf abenteuerliche Schatzsuche nach dem berühmt-berüchtigten roten Diamanten der untergegangenen K.-u.-k.-Monarchie. Tiefgründig, böse, spannend und komisch zugleich schildert Hürlimann, der selbst Zögling im Kloster Einsiedeln war, den langsamen Untergang der katholischen Internatswelt und den neuen Wind, der durch die Welt weht. Ein Internats-, Abenteuer- und Kriminalroman, der Zusammenbruch, Umbruch und Aufbruch in einen grossen philosophischen Zusammenhang stellt.
Ein schillerndes Juwel der zeitgenössischen Literatur!