Kürzlich zerstörte der Netflix-Hit «Don’t Look Up!» die Erde mit einem Kometen. Nun bedroht Roland Emmerich unsere Welt mit dem Mondabsturz in «Moonfall». Der angekündigte Weltuntergang sei einfach ideal für dramatische Geschichten, meint der «Master of Desaster» Roland Emmerich.
In seinem «Independence Day» von 1996 wehrte sich die Menschheit erfolgreich gegen die Vernichtung durch Ausserirdische. Acht Jahre später präsentierte er mit «The Day after Tomorrow» die Erde als apokalyptische Eiswüste.
Helden oder Feiglinge, Väter und Mütter, Kinder und Verliebte: Sie alle können in einem Weltuntergangsszenario besonders wirkungsvoll agieren. Alles was bald enden könnte, wird emotional verstärkt.
Überleben nach der Katastrophe
Moderne Klassiker mit Charlton Heston wie «The Omega Man» von 1971 oder «Planet of the Apes» von 1968 sind allerdings vorwiegend postapokalyptisch, sie spielen nach der Katastrophe in einer Welt, in der das Überleben nur noch wenigen Kämpfernaturen gelingt.
Dass diese postapokalyptischen Filme deutlich zahl- und variantenreicher sind als die Untergangsszenarien, liegt nicht zuletzt daran, dass sie, wenn sie nicht gerade in Städten spielen, relativ günstig zu inszenieren sind.
In der Wüste und im Wald
So spielen die genre-definierenden «Mad Max»-Filme vorwiegend in der Wüste, «Hell» (2011) vom Schweizer Tim Fehlbaum im postapokalyptisch-sonnengebleichten, sprich: überbelichteten Mitteleuropa. Und all die vielen Zombie-Filme bis zur Erfolgsserie «The Walking Dead» vorwiegend in der Landschaft und im Wald.
Dabei sind gerade die Zombie-Filme näher an der biblischen Apokalypse als fast alle anderen einschlägigen Kino-Katastrophen. Entsprechen doch die lebenden Leichen dem Bild des jüngsten Gerichts der Johannes-Apokalypse, wo die Toten aus den Gräbern steigen, um gerichtet zu werden.
Diffuse Ängste bedienen
Dennoch beruft sich das Kino nur selten direkt auf die Bibel, wenn man von den vor allem in den USA beliebten einschlägigen Filmen absieht. Es genügt schliesslich, die von Religionen und Kirchen über Jahrhunderte aufgebauten Drohkulissen abzurufen, um gezielt diffuse Ängste zu bedienen.
Horrorfilme wie «The Exorcist» oder «The Omen» tun das explizit, mit der Beschwörung der Hölle und des Teufels.
Herr über Leben und Tod
Doch in den meisten apokalyptischen und postapokalyptischen Filmen finden sich die religionsgeprägten Figuren eher verklausuliert. Als messianische Retter-Typen, die sich für die Restmenschheit opfern. Oder als bedrohliche Sektenprediger, welche die Vernunft der wenigen Überlebenden in finstere Verschwörungskanäle zerren.
Und dann gibt es noch die kombinierten Varianten, in denen sich Menschen frevelhaft zu Göttern machen. Zwei von denen tragen die Apokalypse gar im Titel: Mel Gibsons mesoamerikanisches, blutiges Maya-Spektakel «Apocalypto» von 2006. Und Francis Ford Coppolas Vietnam-Kriegsdrama «Apocalypse Now» von 1979.
Im Coppola-Klassiker hat sich Colonel Kurtz (Marlon Brando) im Dschungelwahnsinn zum gottgleichen Herrn über Leben und Tod aufgeschwungen – und muss nun vom zögerlich messianischen Willard (Martin Sheen) getötet werden.
Gerade weil das Kino sich so gut eignet, um Welten zu erschaffen, ist es auch perfekt darin, sie zu zerstören.
Kinostart «Moonfall»: 3.02.2022