Neun skibegeisterte Andermatter sind es, die sich 1919 beim Urner Regierungsrat um ein Patent als Skilehrer bewerben und schon nach kurzer Zeit die behördliche Erlaubnis erhalten, Ski-Unterricht zu erteilen – zu einem Preis von 5 Franken pro Lektion. Das ist der Moment, in dem die Skischule von Andermatt Fahrt aufnimmt.
Andermatt war um 1900 eine Top-Winterdestination
Der Zeitpunkt ist nicht überraschend. Andermatt wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine mondäne Wintersport-Destination, mit Nobelhotels, Bobbahnen, Eisfeldern und Skirennen. Vor allem wohlhabende Engländerinnen und Engländern reisen an; manchmal sind es ganze Vereine, die zum Skifahren ins Urserntal kommen.
«Es gab damals eine Kundschaft für Skilehrer», sagt Brosi Arnold, der selber als Skilehrer in Andermatt arbeitet und sich intensiv mit der Geschichte der örtlichen Skischule befasst hat. «Und es gab genügend Männer im Dorf, die das Skifahren beherrschten und froh waren um eine Einkommensquelle im Winter, wenn sie nicht in der Landwirtschaft arbeiten konnten.»
Nach dem Tourismus kam die Armee
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bricht der Wintertourismus in Andermatt drastisch ein – die Gäste bleiben weg, die Hotels müssen schliessen. Nach Kriegsende werden Winterferien zwar für die breite Bevölkerung erschwinglich, doch Andermatt gehört da nicht mehr zu den Top-Destinationen. Statt vom Tourismus lebt das Dorf von der Armee, die hier eine grosse Kaserne und mehrere Festungswerke unterhält.
«Die Skischule gab es in dieser Zeit zwar immer, aber sie hatte weniger Lehrer», sagt Ruedi Baumann, heutiger Leiter der Skischule. «Es gab ja auch nur wenig Gäste – und es fehlte das Geld für Investitionen, um das Skigebiet attraktiver zu machen.»
Sawiris hauchte dem Tourismus neues Leben ein
Vor rund zehn Jahren dann eine erneute Wende: Die Armee verliess Andermatt, und der ägyptische Investor Samih Sawiris errichtete sein neues Ferien-Ressort – inklusive neuer Bergbahnen. Seither ist Andermatt dabei, wieder zu einem bedeutenden Wintersportort zu werden.
Das spürt auch die Skischule: Seit einigen Jahren beschäftigt sie über den Winter gegen 100 Skilehrerinnen und Skilehrer. Wobei immer mehr davon aus Andermatt selber stammen. Skischul-Leiter Ruedi Baumann sagt: «Bei den jungen Andermattern ist wieder ein Stolz auf die eigene Skischule zu spüren – und der Wille, da selber mitzumachen.»
SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 06:32 / 17:30 Uhr