- Rund sieben Wochen vor der Abstimmung hätten sich 72 Prozent der befragten Stimmberechtigten für das Klimaschutz-Gesetz ausgesprochen.
- Dies ist das Ergebnis der 1. SRG-Umfrage im Auftrag der SRG SSR zur Abstimmung vom 18. Juni 2023.
- SVP-affine Befragte stellen sich als einzige gegen die Vorlage.
Das Klimaschutz-Gesetz hält als Ziel fest, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden muss. Dabei soll der Verbrauch fossiler Energieträger nicht verboten, sondern so weit wie möglich reduziert werden. Die Vorlage enthält Richtwerte für Industrie, Verkehr und Gebäude. In den letzten zwei Bereiche dürften bis 2050 gar keine Treibhausgase mehr ausgestossen werden. Der verbleibende Ausstoss soll ausgeglichen werden.
Der Bund will den Ersatz von Öl-, Gas- und Elektro- durch klimaschonende Heizungen mit zwei Milliarden Franken unterstützen. Betriebe in Industrie und Gewerbe, die Innovationen zur klimaschonenden Produktion einsetzen, sollen von 1.2 Milliarden Franken profitieren. Neue Steuern, Gebühren oder Vorschriften gibt es mit dem Klimaschutz-Gesetz nicht.
Zentrales Anliegen der Vorlage ist die Stärkung der Unabhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern. Laut Parlament stärkt dies den Klimaschutz und trägt zu einer sicheren Energieversorgung bei.
Ja-Vorsprung dürfte kleiner werden
Eine klare Mehrheit von 72 Prozent der an der Umfrage teilgenommenen Stimmberechtigten hätte am 1. Mai 2023 bestimmt oder eher für das Klimaschutz-Gesetz gestimmt. 25 Prozent äusserten sich eher oder klar dagegen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst gehen von einer Annahme der Vorlage am 18. Juni 2023 aus. Doch Martina Mousson, Projektleiterin bei GFS Bern, meint: «Die Dynamik kommt noch und das Nein wird sich wahrscheinlich aufbauen.»
Denn auch wenn die Ja-Seite in der Ausgangslage besser aufgestellt ist, stosse das Kosten-Argument bei den Befragten teils auf erhöhte Akzeptanz – insbesondere bei der SVP-nahen Wählerschaft.
Von links bis FDP: Mehrheit für die Behördenvorlage
Das parteipolitische Muster der aktuellen Stimmabsichten entspricht dem Schema «SVP gegen den Rest», wie es Mousson nennt. Im linken parteipolitischen Spektrum, bis hin zur GLP, ist die Zustimmung zum Klimaschutz-Gesetz äusserst hoch.
Auch die Unterstützung von den Befragten mit Sympathien für Die Mitte scheint gesichert. Jedoch wird bei den FDP-affinen Personen trotz mehrheitlicher Zustimmung mit rund einem Viertel Kritik an der Vorlage laut.
Auf der Ja-Seite befinden sich ebenfalls Wirtschaftsverbände wie Economiesuisse und der Bauernverband. Hinzu kommen Umweltorganisationen sowie mehrere gesellschaftliche und kirchliche Organisationen. Der Hauseigentümerverband lehnt das Gesetz hingegen ab.
Bislang kein Stadt-Land-Graben
Regional betrachtet ist die Zustimmung aus ländlichen Gebieten minim schwächer als jene aus grösseren Siedlungsgebieten. Die Vorlage wäre trotzdem flächendeckend angenommen worden.
Beim Rückblick auf die Abstimmung zum CO₂-Gesetz im Juni 2021 stellt sich aber die Frage, ob auch beim Klimaschutz-Gesetz mit einem plötzlich steigenden Nein-Anteil zu rechnen ist. Damals brachte eine ausserordentliche Mobilisierung auf dem Land das CO₂-Gesetz zu Fall.
«Vorerst gibt es keine Anzeichen dafür», sagt Martina Mousson. Die Landbevölkerung sei zwar noch nicht stark mobilisiert, aber deutlich für das Klimaschutz-Gesetz, wie die Städte auch.