- 84 Prozent der Befragten finden, dass Grosskonzerne mit mindestens 15 Prozent besteuert werden sollen, und würden die OECD-Mindeststeuer-Vorlage am 18. Juni annehmen.
- Dies ist das Ergebnis der ersten SRG-Umfrage im Auftrag des Forschungsinstitutes GFS Bern.
- Die Vorlage stösst überall auf breite Zustimmung, etwas ausgeprägter ist die Kritik in der deutschsprachigen Schweiz.
Die aktuelle Besteuerung von grossen, international tätigen Unternehmensgruppen ist nach Ansicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) nicht mehr zeitgemäss.
Rund 140 Staaten, darunter die Schweiz, haben sich dazu bekannt, dass grosse, international tätige Unternehmensgruppen mindestens 15 Prozent Steuern auf ihrem Gewinn bezahlen sollen. In der Schweiz werden diese 15 Prozent teilweise nicht erreicht.
«Elite-Basis-Konflikt bei der SP»
Wäre anfangs Mai abgestimmt worden, hätten 84 Prozent dafür gestimmt und 12 Prozent dagegen. In keiner der relevanten Untergruppen wie beispielsweise Alter, Sprachregion oder auch Geschlecht ist eine relevante Konfliktlinie zu erkennen. «In keiner der Gruppen ist der Widerstand viel grösser als 20 Prozent», erklärt der Co-Leiter von GFS Bern, Lukas Golder.
Inhaltlich würde gemäss dem Politikwissenschaftler vieles für die Vorlage sprechen. «Die meisten finden es gerecht, dass kleinere und mittlere Unternehmen nicht zur Kasse gebeten werden.» Die Lösung scheine sehr breit abgestützt zu sein.
Am ehesten kommt der Widerstand von rechter Seite, bei der SVP-Anhängerschaft liegt die Zustimmung mit 77 Prozent am niedrigsten, ebenfalls im Vergleich eher kritischer in Bezug auf die Vorlage sind die Parteiungebundenen mit einer Zustimmungsrate von 78 Prozent. SP-affine Wähler und Wählerinnen würden die Vorlage mit 80 Prozent annehmen. Anhänger der Grünen würden sie mit einem Ja-Anteil von 87 Prozent zustimmen.
Am deutlichsten ist die Zustimmung von Anhängern der Mitte-Parteien und der FDP. Die Zustimmung bei der GLP liegt beispielsweise bei 95 Prozent.
Gerade die hohe Zustimmung vonseiten der SP-Wähler erstaunt, so hat doch die Partei eine Nein-Parole herausgegeben. «Hier haben wir einen klassischen Elite-Basis-Graben», erklärt Golder. Die Kritik der Partei, dass Kantone profitieren würden, welche bereits reich sind, verfängt offenbar nicht.
Etwas formierter ist die Kritik in der deutschsprachigen Schweiz (14 Prozent Nein-Stimmabsicht) als in der französischsprachigen oder italienischsprachigen Schweiz (jeweils 7 Prozent Nein-Stimmabsicht). Auch beim Alter gibt es leichte Unterschiede. Je älter die Stimmberechtigten, desto grösser die Zustimmung zur Vorlage.
Auch Haushalte mit tiefen Einkommen sind genauso wie Haushalte mit höherem verfügbarem Einkommen sehr deutlich für die Vorlage.
Das Forschungsinstitut GFS Bern stellt fest, dass eine Ablehnung der Vorlage wenig wahrscheinlich ist. Gründe seien die kaum aktive Gegnerschaft im rechten politischen Lager und die wenig formierte Gegnerschaft im linken politischen Spektrum (die SP-Delegierten fassten eine Nein-Parole, und die Grünen beschlossen Stimmfreigabe). Die Meinungsbildung sei aber noch kaum fortgeschritten.