- Das Covid-Gesetz mobilisiert: Für den Abstimmungssonntag zeichnet sich eine hohe Stimmbeteiligung ab.
- Das Forschungsinstitut gfs.bern erwartet jedoch keinen Allzeitrekord, den nach wie vor die EWR-Abstimmung von 1992 hält.
- Eine Ablehnung der Vorlage wäre laut gfs.bern eine Überraschung: Die geimpften Stimmberechtigten sind deutlich in der Überzahl und dürften mehrheitlich Ja stimmen.
Am Sonntag kommt es zum Showdown ums Covid-Gesetz – und schon jetzt ist klar, dass die Vorlage viele Leute umtreibt. In diversen Städten gibt es – gestützt auf bisher eingegangene Couverts – Anzeichen für eine sehr hohe Stimmbeteiligung.
Der Rücklauf von Stimmcouverts sei in vielen Ortschaften überdurchschnittlich gross, bestätigt Cloé Jans vom Forschungsinstitut gfs.bern. «Es wird aber wohl nicht für ein Allzeithoch reichen.»
Im Juni gingen rund 60 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne. «Damals war es vor allem die Landbevölkerung, die mitverantwortlich für die hohe Beteiligung war, weil sie die Agrarvorlagen abgelehnt hat», erklärt Jans.
«Lead-Vorlage» Covid-Gesetz
Mit Blick auf den hohen Rücklauf von Stimmcouverts in den Städten geht die Politologin diesmal von einer vergleichbar hohen Stimmbeteiligung um die 60 Prozent aus.
Am Sonntag wird auch noch über die Pflege-Initiative und die Justiz-Initiative abgestimmt. Das Covid-Gesetz sei aber eindeutig die «Lead-Vorlage», so Jans: «Es ist definitiv die Frage, wie wir die Corona-Pandemie zukünftig handhaben wollen, die die Leute an die Urne treibt.»
Wir können davon ausgehen, dass die meisten Leute, die geimpft sind, für das Covid-Gesetz stimmen werden
Während sich in der Deutschschweiz eine etwas höhere Stimmbeteiligung als in der Romandie abzeichnet, gibt es eine weitere Auffälligkeit: Besonders in der Ostschweiz dürften viele Menschen abstimmen. «Das liegt sicher auch daran, dass die Betroffenheit dort sehr hoch ist», sagt die Politologin.
In der Region verzeichne man hohe Fallzahlen und gleichzeitig eine relativ tiefe Impfquote. «Dennoch kann man davon ausgehen, dass nicht alle, die bisher ihr Votum abgegeben haben, Gegnerinnen und Gegner des Covid-Gesetzes sind.»
Gegner brauchen enorme Mobilisierung
Anzeichen für einen Abstimmungskrimi am Sonntag gibt es nur bedingt. Denn mitentscheidend für den Ausgang dürfte der Impfstatus sein. Laut gfs.bern sind rund 70 Prozent der stimmberechtigten Bevölkerung (über 18 Jahre alt, Schweizer Bürgerin oder Bürger) geimpft.
«Wir können davon ausgehen, dass die meisten Leute, die geimpft sind, für das Covid-Gesetz stimmen werden», sagt Jans. «Die Gegnerschaft müsste also fast doppelt so stark mobilisieren wie die Befürworter, um das Ja zu kippen.»
«Blinde Flecken» auf dem Land
Auch die zweite SRG-Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern deutete wenig Potenzial für ein Nein an: 61 Prozent der Befragten sprachen sich Mitte November für das Gesetz aus, 38 dagegen.
Bemerkenswert: Die Mehrheitsverhältnisse hatten sich gegenüber der ersten SRG-Umfrage zu Beginn des Abstimmungskampfs kaum verändert. Nur wenige Stimmberechtigte liessen sich demnach in den letzten Wochen von Gegnern oder Befürwortern der Vorlage umstimmen. Die Meinungen sind gemacht.
Die grosse Unbekannte für gfs.bern bleibt aber die Mobilisierung auf dem Land. «Es gibt immer noch blinde Flecken auf der Schweizer Karte, was die Stimmbeteiligung angeht. Eine grosse Überraschung kann man also nicht unbedingt ausschliessen – im Moment sieht es aber nicht danach aus», schliesst die Forscherin.