Das Problem: Auf dem Pausenplatz spielen kleine Kinder statt «Zeitunglesen» plötzlich «Eliminieren». Haben sie etwa die brutale Hit-Serie Squid Game geschaut? Vermutlich nicht. Doch der Trend erreicht die Kinder trotzdem, und zwar übers Internet via Videos und Games.
Wie passiert das? Auch wer die Serie nicht gesehen hat, hat davon gehört: Squid Game war ein Riesenhit, der in den Medien thematisiert und in der Popkultur aufgenommen wurde. Auch Kinder erreicht die Show, und zwar häufig via Videospiele.
Squid Game gibt es innerhalb von Spielen für Kinder, zum Beispiel in Fortnite oder Roblox. In diesen Games können die Nutzenden selbst Inhalte erstellen und teilen – so kann die Fernsehserie nachgebaut und nachgespielt werden. Kinder spielen diese Spiele, oder sie schauen zu, wie ein Streamer sie spielt. Auch wenn sie selbst nicht aktiv nach den Inhalten suchen, werden sie ihnen als Werbung ausgespielt, oder sie sehen sie bei einem Gspändli.
Wie schlimm ist das? Squid Game ist sehr brutal und sicher nichts für Kinder. Wie schlimm es tatsächlich für ein Kind ist, solche Inhalte zu sehen, lasse sich nicht so pauschal sagen, meint Daniel Betschart von der Pro Juventute. Denn wie man mit solchen Inhalten umgeht, sei sehr individuell. Meist seien Kinder mit solchen brutalen Inhalten überfordert und sie hätten Angst – deswegen sollte man sie davor schützen.
Dass Kinder gewalttätig werden, wenn sie Games mit Gewaltinhalten spielen, das sei hingegen ein altes Vorurteil. Daniel Betschart betont: Die Forschung habe keinen direkten Zusammenhang finden können.
Tipp 1 – technische Einstellungen: Man sollte Kindern nicht ungefiltert Zugang zu den Untiefen des Internets geben. Dafür gibt es Kinderaccounts im App Store und im Play Store sowie Einstellungen in vielen Applikationen. Das schafft noch lange keine perfekt kindgerechte Umgebung, aber es bietet einen gewissen Schutz: Unangemessene Inhalte werden herausgefiltert, weniger Werbung wird angezeigt, das Tracking wird reduziert und das Geldausgeben wird eingeschränkt.
Je jünger die Kinder, desto enger sollte man ihre Mediennutzung begleiten. Je älter sie werden, desto mehr sollte man ihre eigene Medienkompetenz fördern und ihnen mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gewähren.
Anleitungen
Tipp 2 – ein offenes Ohr: Man kann Kinder nicht komplett von Gewalt in Medien abschirmen. Deswegen sei es wichtig, Kinder in ihrer Mediennutzung zu begleiten und ihnen zu helfen, das erlebte einzuordnen und zu verarbeiten, sagt Daniel Betschart von der Pro Juventute: «Etwas vom wichtigsten ist, dass das Kind, wenn es Fragen hat, zu den Eltern oder einer erwachsenen Bezugsperson gehen und darüber sprechen kann.»
Wichtig sei dabei, das Erlebte nicht herunterzuspielen: «Das ist doch nicht so schlimm, das ist nur ein Comic …» Man müsse das Kind dort abholen, wo es ist, und es ernst nehmen.