Das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad steht mit seinen russischen und iranischen Verbündeten jetzt am Golan, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel. Ein mit den Rebellen in der Provinz Kuneitra unterzeichnetes Abkommen soll die Kämpfe auch dort beenden, wie beide Seiten bestätigten.
Die Rebellen geben auf
Das Abkommen ist im Grunde eine Kapitulationsurkunde der Aufständischen. Es entspricht dem Muster ähnlicher Abkommen, welche die Rebellen in verschiedensten Landesteilen unterzeichnet haben, seit das Regime Assad vor zwei Jahren dank russischer und iranischer Unterstützung die Oberhand im Syrienkonflikt zurückerlangte.
Wer von den Rebellen die Waffen niederlegt, kann bleiben. Wer sich weigert, die Rückkehr des syrischen Regimes und seiner Institutionen zu akzeptieren, wird in den Nordwesten Syriens verfrachtet, in die Provinz Idlib. Sie bildet eines der letzten grösseren Gebiete Syriens, das noch unter Kontrolle der Anti-Assadkräfte ist.
Spätabends am Donnerstag fuhren Busse bei Kuneitra nahe der Waffenstillstandslinie mit Israel vor. Sie sollen solche Transporte nach Idlib nun auch am Golan sicherstellen.
Mit massiver russischer Luftunterstützung eroberte die syrische Armee damit innert weniger Wochen den allergrössten Teil des Rebellengebiets im Dreiländereck mit Jordanien und Israel zurück. Beide Nachbarländer hatten dort lange Zeit syrische Rebellen unterstützt, dies aber angesichts der veränderten Kräfteverhältnisse offensichtlich aufgegeben.
Israel will keine Iraner in seiner Nähe
Israel signalisierte, dass es mit der Rückkehr der Assadtruppen an die Waffenstillstandslinie zum israelisch annektierten Teil des Golans leben könnte. Dies unter der Bedingung, dass die mit Assad verbündeten iranischen Milizen auf Distanz bleiben.
Israel bemüht sich seit Monaten, von Russland dafür Garantien zu erhalten. Wie weit das gelungen ist, ist unklar. Laut aktuellen Angaben von Aktivisten sollen jetzt auch russische Militärpolizisten in das Gebiet entsandt werden.
Damit bleibt im Süden Syriens bloss ein schmaler Streifen am Jarmukgraben, der noch unter Kontrolle von Aufständischen ist. Dort ist eine lokale bewaffnete Gruppe aktiv, die sich zur Terrormiliz «Islamischer Staat» bekannt hat. Sie ist nicht Teil des Abkommens – und entsprechend weiter unter heftigem Beschuss der Assad-Kräfte.
Seit sieben Jahren Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in Syrien war im Frühjahr 2011 ausgebrochen, als syrische Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen Demonstrationen vorgingen. Seitdem kamen in dem Konflikt mehr als 400'000 Menschen ums Leben, Millionen sind auf der Flucht.
Zeitweilig sah es so aus, als könnten die Rebellen Assad stürzen. Mit russischer und iranischer Hilfe gelang es den Regierungskräften jedoch, grosse Teile des Landes wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, darunter alle wichtigen Städte.
Oppositionelle Milizen sind nun ausser in der Provinz Idlib nur noch in einem Gebiet im Norden präsent, das sie zusammen mit der türkischen Armee beherrschen. Beobachter rechnen damit, dass sich Syriens Regierungstruppen im nächsten Schritt Idlib zuwenden werden.