Das Militär in Myanmar gerät zunehmend in schwere Bedrängnis. In mehreren Landesteilen finden bewaffnete Widerstände durch ethnische Gruppen statt. Besonders heftige Kämpfe gibt es im östlichen Shan-Staat an der Grenze zu China. Es finden auch Angriffe im Rakhaing-Staat und in den Grenzregionen zu Thailand und China statt. Die koordinierten Angriffe der drei Rebellengruppen, «Brotherhood of the Northern Alliance» begannen bereits Ende Oktober.
Seit dem Militärputsch von 2021 sind in verschiedenen Regionen Myanmars immer wieder Kämpfe ausgebrochen. «Aber die neuesten Offensiven werden für die Militärjunta seit diesem Putsch als grösste Herausforderung angesehen», sagt Martin Aldrovandi. Er ist SRF-Südostasienkorrespondent und beobachtet die Geschehnisse in Myanmar.
Die Allianz wehrt sich in erster Linie gegen die Militärjunta. Laut eigenen Angaben wollen die Oppositionsgruppen auch gegen Cyber-Betrugsbanden in der Grenzregion zu China vorgehen. Daran sind viele ausländische, vor allem chinesische Mitarbeitende, beteiligt. Viele Chinesinnen und Chinesen sind selbst Geschädigte von Cyberbetrug – diejenigen, die gegen ihren Willen dort arbeiten müssen und diejenigen, die betrogen werden.
Entsprechend sind diese Online-Betrugszentren im Grenzgebiet der chinesischen Regierung schon lange ein Dorn im Auge. «Einige Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass diese Offensive der Allianz in der Grenzregion nicht ohne Chinas Zustimmung oder zumindest Chinas Duldung hätte geschehen können», erklärt Aldrovandi.
Der von der Militärjunta eingesetzte Präsident hat davor gewarnt, dass das Land durch diesen Konflikt in mehrere Teile gespalten werden könnte. Eine scheinheilige Aussage, findet Korrespondent Aldrovandi. Myanmars Armee unterdrückt seit der Machtübernahme jeden Widerstand brutal. «Wie auch schon früher, geht die Militärjunta brutal gegen die Gegnerschaft vor. Sie bombardiert beispielsweise Dörfer aus der Luft, was viele zivile Opfer zur Folge hat.»
Unterstützung aus der Bevölkerung schwindet
Klar sei aber, dass der Rückhalt aus der Bevölkerung abgenommen habe. Gegnerinnen und Gegner hatte die Militärjunta schon immer. Einige ethnische Gruppen kämpfen seit Jahrzehnten gegen die Armee und fordern die Unabhängigkeit.
Seit dem Militärputsch stellen sich nun aber auch viele Burmesinnen und Burmesen aus urbanen Gebieten gegen die Junta. Myanmar sei ohnehin stark fragmentiert, so Aldrovandi. Was die jetzigen Kämpfe für den langfristigen Machterhalt des Militärs bedeuten, könne man noch nicht vorhersagen.