Nach tagelangem Warten war es am Samstag um 17:30 Uhr Schweizer Zeit so weit: Der Fernsehsender CNN und weitere grosse Medienhäuser riefen den demokratischen Herausforderer Joe Biden übereinstimmend zum Gewinner der Präsidentschaftswahlen 2020 aus. Mit dem Ergebnis aus dem Bundesstaat Pennsylvania hatte das lange Warten ein Ende gefunden.
Die Erleichterung über Bidens Sieg war dem politischen Kommentator Van Jones auf CNN anzusehen. Wenige Minuten nach der Entscheidung stiess er live unter Tränen hervor, wie erleichtert er darüber sei. «Jetzt kann ich meinen Kindern sagen, dass ein guter Charakter etwas zählt.»
Des einen Freude, des anderen Leid: Trumps Anwalt Rudy Giuliani kritisierte an einer Pressekonferenz die Auszählung in Pennsylvania. Die Wahlen seien noch nicht vorbei. Ohne Beweise vorzulegen, behauptete Giuliani, dass Hunderttausende Wahlzettel fragwürdig seien.
Nur Sekunden, nachdem der Wahl-Sieg erklärt wurde, brach in vielen Grossstädten Jubel aus. Auf den Strassen New Yorks klatschten, schrien und jubelten die Menschen. Auch nach einer Stunde hatte der andauernde Applaus noch kein Ende genommen.
Fernsehsender zeigten auch Bilder aus Philadelphia mit feiernden Menschen. Vor dem Weissen Haus in Washington jubelten die dort versammelten Demonstranten ebenfalls.
US-Präsident Donald Trump hatte die Nachricht seiner Wahlniederlage bei einem Besuch seines Golfclubs in Virgina ereilt. Vor der Rückfahrt zum Weissen Haus berichteten Reporter, vor der Einfahrt zum Golfclub hätten sich Dutzende Unterstützer sowohl Bidens als auch Trumps eingefunden.
In verschiedenen Städten versammelten sich die Anhänger Trumps und unterstrichen, dass die Wahl für sie noch nicht entschieden sei. Auf Schildern waren Slogans wie «Wahltransparenz» und «kein Wahlbetrug» zu lesen.
Um 2 Uhr Schweizer Zeit traten der neu gewählte US-Präsident und seine Vize-Präsidentin auf die grosse Bühne für die Sieges-Rede. Den Anfang machte Kamala Harris. Sie dankte der amerikanischen Bevölkerung für das Wahlergebnis und sprach von einem «neuen Tag für Amerika.» Man dürfe die Demokratie nicht als selbstverständlich ansehen.
Danach sprach Joe Biden. Der neue Präsident erklärte, dass er das Land wieder vereinen möchte. «Es hat keine blauen oder roten Staaten gegeben, es gibt nur die Vereinigten Staaten.» Er werde als amerikanischer Präsident regieren, und nicht als Demokrat. An die Anhänger von Trump gerichtet sagte er, er verstehe ihre Enttäuschung. Er habe selbst manche Niederlagen einstecken müssen. «Lasst uns gegenseitig eine Chance geben.»
Joe Biden wird der älteste US-Präsident aller Zeiten. Biden punktet mit Erfahrung, hat er die US-Politik doch fünf Jahrzehnte lang mitgeprägt. Während seiner Zeit im Senat profilierte er sich als Brückenbauer. Als Präsidentschaftskandidat scheiterte Biden zweimal, war dann jedoch acht Jahre Vize-Präsident unter Barack Obama.
Kamala Harris ist als erste Frau, erste Schwarze und erste Amerikanerin mit indischen Wurzeln zur US-Vizepräsidentin gewählt worden – und geht für viele als Hoffnungsträgerin aus der Wahl hervor. Mit Bidens Entscheidung für Harris ebnete er den Weg dafür, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine schwarze US-Präsidentin geben könnte.
Die internationalen Reaktionen auf den Wahl-Sieg von Joe Biden fallen unterschiedlich aus. Viele Staats- und Regierungschefs haben Joe bereits gratuliert. Nicht überall kommt Bidens Sieg allerdings gleich gut an, wie die Einschätzungen unserer Korrespondenten zeigen.
Die US-Präsidentschaftswahl in Bildern
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Bild 1 von 16. Ein Wahlkrimi in den USA geht langsam zu Ende, zusammengefasst in Bildern. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 16. Die Wahlbeteiligung ist in der Wahlnacht rekordhoch, vor den Wahllokalen bilden sich lange Schlangen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 16. Die Auszählung zieht sich wegen der rekordhohen Wahlbeteiligung und der Briefwahl hin. Doch auch die Verifizierung der Stimmen gestaltet sich aufwändig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 16. Für ihn ist die Sache dennoch klar: Donald Trump erklärt sich in der Wahlnacht frühzeitig zum Sieger. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 16. Nach einigen Tagen bangen, folgt die Entscheidung: Biden gewinnt Pennsylvania und damit die US-Präsidentschaftswahl. Er erreicht die nötigen 270 Elektorenstimmen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 16. In der Folge versammeln sich Tausende Menschen auf den Strassen vor dem Weissen Haus. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 16. Die Demokraten jubeln, Autos hupen, Menschen halten Schilder hoch und tanzen durch die Strassen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 16. Für Bidens Anhängerschaft ist die Erleichterung gross: Joe Biden (vorne) hält die Hand seines Sohnes Hunter, flankiert von der designierten Vizepräsidentin Kamala Harris (links) und seiner Frau Jill (rechts). Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 16. Einige Stunden nachdem sein Sieg feststeht, tritt Biden öffentlich auf und wendet sich in seiner Siegesrede direkt an die amerikanische Bevölkerung. Hier ist er mit seiner Frau Jill Biden zu sehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 16. Bidens Worte scheinen anzukommen. Nicht zuletzt wegen der vielen Stimmen aus der afroamerikanischen Bevölkerung wurde er gewählt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 16. In seiner Rede betont er die Einheit aller Amerikaner und schürte Hoffnung: «Wir haben die Chance, die Verzweiflung zu besiegen, eine Nation des Wohlstands und Ziele aufzubauen. Wir können das schaffen», sagt Biden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 16. Seine designierte Vizepräsidentin Kamala Harris wendet sich ebenfalls an die Bevölkerung. «Ihr habt einen neuen Tag für Amerika eingeläutet», sagt sie. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 16. Amerika scheint derweil so gespalten wie nie zuvor: Während die Demokraten Bidens Sieg feiern, fordern Tausende Trumpanhänger an Demonstrationen Neuauszählungen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 16. Auch die Republikaner gehen zu Tausenden auf die Strasse. Sie protestieren gegen die Wahl Bidens. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 16. Seine Anhänger wiederholen die Vorwürfe der Wahlfälschung, die Trump seit Tagen immer wieder ohne Beleg auf Twitter bekräftigt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 16. Normalerweise wendet sich der Verlierer nach der Wahl ebenfalls in einer Rede an die Nation und gesteht seine Niederlage ein. Trump will die Entscheidung aber bis vor den Supreme Court weiterziehen. Bildquelle: Keystone.