Am Dienstag erschien mit «Black Myth: Wukong» das erste grosse Computerspiel aus China. International wurde es mit Spannung erwartet: Am ersten Tag spielten über 2,2 Millionen Menschen das Spiel auf der Gameplattform «Steam», mehr hatte bisher erst ein anderes Spiel (PUBG) erreicht. Manche sprechen schon vom «Spiel des Jahres». Worum geht es?
Ein chinesisches Action-Märchen
Das Spiel dreht sich um einen Affen, der mit einem Stab kämpft und sich verwandeln kann. Die Gestalt basiert auf einem beliebten chinesischen Mythos.
Sun Wukong, der König der Affen, ist eine uralte Sagengestalt. Seine Abenteuer wurden im 16. Jahrhundert in einem Roman aufgeschrieben und seither immer wieder adaptiert, zum Beispiel als «Son Goku» der Anime-Serie «Dragon Ball» oder im Netflix-Film «The Mokey King».
Epische Bosskämpfe und szenische Landschaften
Das Spiel trumpft vor allem mit Grafik wie aus einem Film, eindrücklichen Landschaften und herausfordernden Kämpfen gegen epische Gestalten auf. Die Figur verfügt über eine breite Palette an Fähigkeiten und das Kampfsystem wird von Kritikern gelobt. Die Resonanz ist aber nicht nur positiv: Die Zeit zwischen den Bosskämpfen ziehe sich manchmal, und die Geschichte sei zum Teil schwer nachvollziehbar für Nicht-Chinesen.
Im Game sind viele Landschaften und historische Gebäude aus dem realen China zu sehen. Dass diese nun global bekannt werden, will China nutzen, erzählt Chinakorrespondent Samuel Emch: «Es gibt Forderungen, dass man das touristisch ausschlachten soll.
Die Orte im Game sollen Touristenattraktionen werden.
All diese Orte – viele davon sind aus einer bestimmten Provinz, Shanxi – sollen als Tourismusattraktionen genutzt werden.»
Das erste grosse PC-Game
Am Spiel wurde sechs Jahre lang gearbeitet. Es ist das erste PC- und Konsolenspiel dieses Umfangs aus China. Bisher hat sich das Land vor allem auf Handygames fokussiert. Zu den bekanntesten Spielen gehören das Fantasy-Game «Genshin Impact» und das MOBA «Honor of Kings».
Sogar an den Börsen sorgt das Spiel für Schwankungen.
Auch im Land selbst wird das Game deshalb mit Spannung erwartet: «Es wird gross erwartet, da es seit Jahren angekündigt ist», fasst Samuel Emch die Stimmung vor Ort zusammen. «Kurz vor dem Release hat es sowohl in den sozialen Medien als auch in den klassischen Medien Wellen geworfen. Sogar an den Börsen sorgt es für Schwankungen: verschiedene Aktien in Verbindung mit dem Game sind gestiegen.»
Eng kontrollierte Game-Industrie
Auch die chinesische Regierung dürfte die Veröffentlichung des Spiels mitverfolgen, denn sie achtet sehr darauf, was innerhalb des Landes erzählt wird und welche Botschaften nach aussen gelangen. Das gilt für Games ebenso wie für Filme und andere Kunstformen.
Ausländische Games müssen genehmigt werden, bevor sie in China verkauft werden dürfen. Und Gamemacher aus China müssen ihre Spielidee von Beginn an einer Behörde vorlegen, die diese nicht nur kritisch überprüft, sondern auch Vorschläge anbringt.
Gegenüber der strengen Kontrolle steht eine staatliche Unterstützung: Die chinesische Regierung fördert die Game-Industrie mit Geldern aus einem Kulturfonds und mit Forschungszentren. Eine heimische Spielindustrie könnte nicht nur die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt stärken, sondern auch ein Mittel sein, ein positives Bild von China an die Welt zu senden.