Worum geht es? Im indischen Bundesstaat Manipur im Nordosten des Landes ist es in den letzten Tagen zu Gewalt zwischen indigenen Bevölkerungsgruppen gekommen. Über 50 Menschen wurden dabei getötet, Hunderte sind verletzt. Mindestens 23'000 Menschen sind vor der Gewalt aus dem Gebiet geflohen, nachdem hunderte Häuser niedergebrannt wurden.
Wie reagiert die Regierung? Delhi hat mehrere Tausend Polizisten und Soldaten in die Region entsandt. Ihr Auftrag: Ruhe und Ordnung wiederherstellen – und das nötigenfalls mit Gewalt. «Seither hat sich die Lage etwas beruhigt», sagt SRF-Asienkorrespondentin Maren Peters.
Die hindu-nationalistische Regierung treibt mit ihrer Politik einen Keil in die Bevölkerung.
Was sind die Hintergründe? Im Bundessaat Manipur ist es auch in der Vergangenheit schon zu ethnischen Unruhen gekommen. «Doch so heftig wie jetzt waren sie noch nie», sagt die Korrespondentin. Entzündet haben sich die aktuellen Unruhen an einem Urteil des Obersten Gerichts des indischen Bundesstaats, wonach auch der Volksstamm der Meitei den Stauts der «Scheduled Tribes» erhalten soll. Das Regierungsprogramm soll die historische Benachteiligung von Indigenen in Indien ausgleichen. Doch nun befürchten andere indigene Gruppen in Manipur, dass sie als Folge einen Teil ihrer eigenen Privilegien verlieren könnten.
Wie kam es zu den Unruhen? Nach dem Gerichtsurteil letzte Woche versammelten sich bis zu 50'000 Angehörige der Minderheiten der Kukis und der Naga zu Protesten gegen den Richterspruch. Die Proteste eskalierten und es kam zu massiver Gewalt: Häuser wurden angezündet, Dutzende Menschen verletzt oder gar getötet. Tausende von ihnen flohen aus dem Gebiet. Bei den Unruhen gingen auch religiöse Stätten in Flammen auf.
Warum Hilfe für die Meitei? Schon seit rund zehn Jahren drängen die Meitei darauf, in das «Scheduled Tribes»-Programm aufgenommen zu werden. Sie argumentieren damit, dass sie diesen Status vor der Aufnahme in die indische Union 1949 bereits hatten, jetzt wollen sie ihn zurückhaben.
Die Rolle der Regierung: Support bei ihren Bemühungen für den Status «Scheduled Tribes» erhalten die Meitei von der Hindu-nationalistischen Regierung – schliesslich sind auch die Meitei Hindus. «Die Regierung treibt mit ihrer Politik einen Keil in die Bevölkerung», sagt Korrespondentin Peters. Hindu-Mobs fühlten sich darin bestärkt, gewaltsam gegen Minderheiten vorzugehen. «Dieses Muster zeigt sich jetzt auch in Manipur.»