«Schauen Sie sich doch um – wir haben keine Kunden», sagt die Ladenbesitzerin etwas genervt. Die Geschäfte liefen schlecht. Zusammen mit ihrem Mann verkauft sie getrockneten Fisch, darunter auch Haifischflossen.
Ihr Laden befindet sich in der Nähe des chinesischen Verbindungsbüros in der Hongkonger Innenstadt. Just vor jenem Hochhaus liefern sich Polizei und Demonstranten immer wieder Strassenschlachten. Die ständigen Unruhen seien schuld daran, dass die Kunden ausbleiben, klagen die Ladenbesitzer.
Keine Kunden, dafür Strassenschlachten
Das ist nicht überraschend. Wer will schon inmitten von Tränengas und Molotowcocktails getrockneten Fisch kaufen? «Was sollen wir tun, wenn das jeden Tag in jeder Woche so weitergeht?», fragt die Frau verzweifelt. Der Umsatz sei in den letzten Monaten um die Hälfte eingebrochen.
Auch im Geschäft nebenan laufen die Geschäfte «mies», wie der dortige Fischhändler erklärt. Vor allem chinesische Touristen hätten früher bei ihm eingekauft. Doch sie blieben seit den Protesten aus.
Touristenzahlen brechen ein
Nicht nur die Fischhändler klagen über sinkende Umsätze. Betroffen sind auch Warenhäuser, die während der Proteste schliessen oder die Hotels, die inzwischen mit Sonderangeboten versuchen, Gäste nach Hongkong zu locken.
Und auch die Fluggesellschaften leiden unter tieferen Buchungszahlen. Hongkongs grösste Fluggesellschaft, Cathay Pacific, stellte mehrere Flugrouten ein. Ihren Angestellten bietet sie jetzt gratis Flugtickets an. Die Hongkonger Regierung ihrerseits kündigte an, der Tourismusindustrie mit Subventionen helfen zu wollen.
Konjunktureinbruch wegen Protesten
In der Tat schrumpfte Hongkongs Wirtschaft im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode. Deshalb befindet sich die chinesische Sonderverwaltungszone jetzt in einer Rezession. Und ein Ende der Proteste scheint nicht in Sicht.
Hongkong wird sich auch in den kommenden Quartalen auf ein negatives Wirtschaftswachstum einstellen müssen.