Selten erreicht eine einzelne Partei bei Wahlen in Deutschland die absolute Mehrheit. Koalitionsregierungen sind daher die Regel.
Seit Ende 2021 regierte in Berlin eine «Ampel» (benannt nach den Parteifarben Rot, Gelb, Grün) aus Sozialdemokraten, Liberalen (FDP) und Grünen. Sie zerbrach im November im Streit um den Haushalt. Deshalb wurde die ursprünglich für Ende September geplante Bundestagswahl vorgezogen.
Mehr als ein Fünftel der Sitze könnte den Umfragen zufolge an die Rechtsaussenpartei Alternative für Deutschland (AfD) gehen. Da keine andere Partei mit ihr zusammenarbeiten will, kommt sie für eine Regierungsbildung aber nicht infrage. Die kleineren Parteien am linken Rand – das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die Partei die Linke – haben ebenfalls geringe Regierungschancen, weil sie Nato und Ukraine-Hilfen ablehnen.
Je nach Wahlausgang gibt es nach dem 23. Februar nun verschiedene denkbare Varianten:
Schwarz-Rot
Früher sprach man von einer «grossen Koalition», wenn sich die Volksparteien rechts und links der Mitte zusammenschlossen. Beide Parteien sind aber von ihrer einstigen Stärke weit entfernt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stützte sich in 12 ihrer 16 Regierungsjahre auf Schwarz-Rot. Angesichts der Feindseligkeiten zwischen Christ- und Sozialdemokraten wäre es aber allenfalls eine Notlösung.
Schwarz-Grün
Eine eher unwahrscheinliche Verbindung. Auf Länderebene hat die Kombination in mehreren Bundesländern zwar recht gut funktioniert. Die bayerische CSU, Schwesterpartei der CDU von Kanzlerkandidat Friedrich Merz, hat sich vielfach entschieden gegen Schwarz-Grün ausgesprochen.
Schwarz-Rot-Grün
Auch diese Kombination hat es in verschiedenen Bundesländern schon gegeben, auf nationaler Ebene wäre sie aber ein absolutes Novum. Mangels Alternativen könnte es trotzdem dazu kommen.
Die Ampel
Eine Neuauflage ist extrem unwahrscheinlich, weil die drei Parteien laut Umfragen weit von einer Mehrheit entfernt wären und es die FDP womöglich gar nicht wieder in den Bundestag schafft.
Minderheitsregierung
Sie gab es in Deutschland bisher nur in Übergangszeiten. Bundeskanzler Scholz beispielsweise kann sich seit dem Bruch der Ampelkoalition nur noch auf SPD und Grüne stützen. Ein neuer Kanzler braucht für seine Wahl die Mehrheit aller Mitglieder des Parlaments.