Lehrerin Karen Schwer eröffnet die Schulstunde. Vor ihr sitzen 16 Jugendliche. An der Wandtafel steht das Thema des heutigen Nachmittags: «Was tun gegen Rechtsextremismus?». Die Schülerinnen und Schüler sollen das in Gruppen diskutieren und ihre Vorschläge auf Zettel schreiben.
Rassismus und Rechtsextremismus seien Themen, die sie auch im Alltag beschäftigten, wie verschiedene Schülerinnen und Schüler im persönlichen Gespräch sagen: Ein angetrunkener Deutscher habe ihn mal mit rassistischen Äusserungen eingedeckt, sagt etwa Fadi.
Klassenkameradin Julia stellt insbesondere auf Social Media einen zunehmenden Rechtsruck in Deutschland fest: «Ich bekomme sehr viele Inhalte angezeigt, die in die Richtung gehen», sagt sie.
Und auch Schüler Leon war schon öfters mit Rassismus konfrontiert. Er findet, man müsste hier mehr Aufklärungsarbeit leisten.
Aufklären ist ein Ziel des politischen Unterrichts am Ludwigsgymnasium. Vor allem so kurz vor der Bundestagswahl und in einer Zeit, in der eine Rechtsaussenpartei wie die AfD grossen Zuspruch findet.
Ich muss die Sachen wirklich kontrovers darstellen und das ganze Spektrum aufzeigen.
Für die Lehrerin gilt es dabei stets die Balance zu halten: «Zum einen muss ich die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Grundgesetzes verteidigen und habe in dem Rahmen schon an manchen Stellen den Auftrag, klare Worte zu finden.»
Andererseits gebe es gerade für Lehrkräfte klare Anweisungen, den Schülerinnen und Schülern nicht einfach ihre Meinung aufzudrücken. «Ich muss die Sachen wirklich kontrovers darstellen und das ganze Spektrum aufzeigen», sagt Karen Schwer.
Differenzierte Meinungen
Das scheint gut zu gelingen. Spricht man mit den Schülerinnen und Schülern, erhält man durchwegs differenzierte und dennoch klare Aussagen.
Auf die Frage, ob die AfD eine rechtsextreme Partei sei, sagt etwa Leon: «Da muss man ein bisschen aufpassen, wie man das sagt. In manchen Bundesländern ist sie auf jeden Fall rechtsextrem, das weiss man ja auch.» Er findet, das Bundesverfassungsgericht müsse das weiter überprüfen.
Klassenkameradin Anna hat eine klare Meinung: Die AfD liege in ihren Grundideen «gar nicht so falsch» und finde deshalb viele Anknüpfungspunkte bei den Leuten, beispielsweise bei Migrationsfragen. «Das Problem ist aber, dass sie dann so ins Extreme gehen und von daher würde ich sie schon als rechtsextrem betiteln.»
An der Bundestagswahl teilnehmen können die jungen Frauen und Männer mit 16 oder 17 Jahren noch nicht. Aber die meisten wollen an der Juniorwahlzur zur Bundestagswahl 2025 ihre Stimme abgeben. An dem Projekt sind tausende Schulen in ganz Deutschland beteiligt.
Breites Meinungsspektrum
Die Meinungen, welche Partei man wählen soll, gehen bei den Jugendlichen weit auseinander. So will Laura die Grünen wählen: «Die sind ganz in Ordnung. Sie konzentrieren sich auf den Klimawandel und arbeiten nicht ganz so radikal.»
Klassenkameradin Anna fand die Grünen früher gut, stimmt jetzt aber in einigen Punkten nicht mit ihnen überein. Mit der SPD stimmt sie in den sozialen Fragen überein, stört sich aber an ihrem mangelnden Einsatz fürs Klima.
Und für Leon ist die Sache klar: «Ich glaube, Deutschland braucht mehr Wirtschaft und da die FDP eine starke Wirtschaftspartei ist, dachte ich mir, das ist eine gute Wahl.»
Zumindest am Ludwigsgymnasim in Saarbrücken muss man sich über die Zukunft der Demokratie keine Sorgen machen.