«Wir sind zuversichtlich für den Winter», heisst es bei der Elcom, der Eidgenössischen Elektrizitätskommission, die die Stromversorgung in der Schweiz überwacht. Im dritten Winter nach dem russischen Überfall auf die Ukraine dürfte sich die Energieversorgung in Europa weiter normalisieren, erwartet Jürg Rauchenstein von der Geschäftsleitung der Elcom.
«Zurzeit gibt es viel mehr Importe von Flüssigerdgas, sodass die europäischen Gasspeicher gut gefüllt sind. Die Schweizer Kernkraftwerke sind alle in Betrieb, und auch die französischen AKWs liefern wieder viel zuverlässiger Strom als in den letzten Wintern», betont Rauchenstein.
Zudem sind die Speicherseen in den Schweizer Alpen zurzeit mit 84 Prozent gut gefüllt, wie die aktuellen Daten auf dem Dashboard des Bundesamts für Energie zeigen. Die Winterstromreserve in den alpinen Speicherkraftwerken und die Gasreservekraftwerke in Birr AG, Cornaux NE und Monthey VS sind bereit.
Notstromanlagen per Pooling zum Reservekraftwerk machen
Neu setzt der Bund zudem stärker auf das Potenzial von Notstromgeneratoren, um einen Strommangel zu verhindern. Rund 6000 Notstromgeneratoren stehen in der Schweiz in den Kellern von Industrieunternehmen, Gewerbebetrieben oder Rechenzentren: kleine Reservekraftwerke für den Eigenbedarf.
Daraus mache man nun ein einziges, gesamtschweizerisches «virtuelles» Reservekraftwerk, erklärt Thomas Reithofer vom Stromunternehmen CKW: «Diese Notstromanlagen werden über ein Leitsystem bei der CKW gekoppelt, und im Bedarfsfall können wir über ein Signal alle diese Notstromanlagen einschalten, sodass sie Strom ins Netz einspeisen.»
So viel Strom verbraucht die Schweiz
CKW betreibt neben BKW, Primeo Energie und anderen Stromunternehmen das Pooling der Notstromanlagen, sorgt dafür, dass genügend Besitzer ihre Anlagen zur Verfügung stellen und dass sie auch technisch gerüstet sind. Ein schweizweiter Testlauf habe ergeben, dass das System funktioniere und dass die benötigten Strommengen auch tatsächlich abgerufen werden konnten, so Rauchenstein von der Elcom.
Die Anlagen bestehen bereits, es entstehen nur geringe Zusatzkosten für die Steuerung.
Das Pooling ist zwar keine ganz neue Idee, aber der Bund hat mittlerweile viel mehr Notstromanlagen unter Vertrag: mehr als hundert Anlagen mit insgesamt 260 MW Leistung. Das ist so viel wie das grösste der Gasreservekraftwerke in Birr AG, und dies zu einem Bruchteil der Kosten: Der Bund muss für die bereitgestellte Leistung bloss 2.6 Millionen Franken bezahlen. Das Reservekraftwerk Birr hingegen, das noch bis zum Winter 2025/26 zur Verfügung steht, kostete 450 Millionen Franken.
Für Thomas Reithofer von CKW ist klar: «Das Pooling ist volkswirtschaftlich der weitaus günstigste Weg, um Stromreserven für den Notfall bereitzuhalten. Denn die Anlagen bestehen bereits, es entstehen nur geringe Zusatzkosten für die Steuerung.» Der Bund und auch die CKW würden deshalb gerne weitere Besitzer von Notstromanlagen motivieren, bei der Reserve mitzumachen.