Extreme Klimaereignisse können Konflikte anheizen. Der Krieg in Syrien begann, als das Land von einer Dürre heimgesucht wurde. Einige Experten sehen einen Zusammenhang zwischen dem Krieg und der Dürre, andere bezweifeln diesen.
Menschen leiden doppelt, wenn jahrelange Kriege und Klimawandel aufeinander treffen. Hugo Slim, Chef des politischen Stabs des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, erklärt: «In Jemen, Irak und Syrien finden viele Menschen keine Lebensgrundlage mehr. Bomben haben die gesamte Infrastruktur zerstört.» Wenn nun noch Dürren oder Überschwemmungen dazu kommen, werde es noch schwieriger.
Landflucht als Herausforderung
Die Menschen flüchten nicht nur vor Krieg, sondern auch, weil extreme Klimaereignisse die Landwirtschaft zerstören. «Wenn Bauern ihr Land nicht mehr bestellen können, suchen sie in Städten eine neue Lebensgrundlage.» Das stelle Städte vor grosse Herausforderungen, so Slim.
Der schnelle Bevölkerungszuwachs führt zu planloser Stadtentwicklung. Was das bedeutet, zeigt die jordanische Hauptstadt Amman. Vor nicht einmal 100 Jahren lebten rund 5000 Menschen hier, heute sind es über vier Millionen.
Herausforderung für humanitäre Hilfe
Besonders schnell ist die Stadt mit der Flucht von Palästinensern nach dem Sechstagekrieg in den 1960er- und 70er Jahren gewachsen, und dann nochmals während den Kriegen im Irak und in Syrien.
Kaum eine andere Stadt in Asien wächst so schnell wie Amman. So schnelles Bevölkerungswachstum stellt nicht nur Städte, sondern auch humanitäre Hilfe vor grosse Herausforderungen.
Einerseits müsse man dafür sorgen, dass Zehntausende Neuzuzüger in einer Stadt schnell Zugang zu Wasser, Strom, Wohnraum, medizinischer Versorgung und Schulen bekämen. Auch, damit es dort nicht zu Konflikten kommt, die zu Kriegen eskalieren, so Slim.
Anderseits muss beispielsweise mit neuen, klimaresistenteren Anbaumethoden versucht werden, die Landflucht zu verhindern. Aufgaben, die weit komplexer sind als herkömmliche Nothilfe.
Neue Strategie soll Besserung bringen
Das IKRK führt in diesem Jahr sechs sogenannte Gespräche am Runden Tisch durch – Gespräche mit Fachleuten in Regionen, die unter langjährigen Kriegen und Klimawandel leiden. Für Slim, der die Gespräche leitet, ist nach den ersten vier Gesprächsrunden in Afrika und dem Nahen Osten klar: «Klimawandel in Kriegsgebieten fordert Anpassungen bei der humanitären Hilfe und ein Umdenken bei allen, die Klimamassnahmen finanzieren.»
Slim sagt weiter: «Wir müssen sie überzeugen, dass sie auch im kriegsversehrten Nahen Osten in Klimamassnahmen investieren.» Bis Ende Jahr hat sich das IKRK Zeit gegeben, um eine neue Strategie für Hilfe in Kriegsgebieten in Zeiten des Klimawandels zu finden.