- Im Mittelmeer sind im ersten Quartal dieses Jahres über 440 Migrantinnen und Migranten ums Leben gekommen.
- Die Zahl der toten Geflüchteten in diesem Zeitraum liegt damit so hoch wie seit 2017 nicht mehr.
- Dies teilt die UNO-Organisation für Migration (IOM) mit.
Bei mindestens sechs Unglücken hätten Verzögerungen dazu geführt, dass fast 130 Menschen gestorben seien, so die Organisation. Die EU habe ihre Versuche, Flüchtlinge in Seenot zu finden und zu retten, in den vergangenen Monaten stark zurückgefahren.
«Staaten müssen reagieren»
«Die anhaltende humanitäre Krise im zentralen Mittelmeer ist untragbar», sagte der Generaldirektor der IOM, António Vitorino. «Mit mehr als 20'000 Todesfällen auf dieser Route seit 2014 befürchte ich, dass diese Todesfälle zur Normalität geworden sind. Die Staaten müssen reagieren.»
Die Rettung von Menschenleben auf See sei eine rechtliche Verpflichtung für Staaten, so Vitorino. «Wir brauchen eine proaktive Koordinierung der Such- und Rettungsmassnahmen unter der Führung der Staaten.»
Insgesamt meldete die EU-Grenzschutzagentur Frontex 54'000 irreguläre Grenzübertritte im ersten Quartal des Jahres über alle Routen in die EU. Das ist ein Anstieg um ein Fünftel gegenüber 2022. «Die zentrale Mittelmeerroute macht mehr als die Hälfte aller irregulären Grenzübertritte in die EU aus», so Frontex in einer Erklärung.
Notstand in Italien
«Organisierte Verbrecherbanden nutzten das bessere Wetter und die politische Volatilität in einigen Herkunftsländern, um so viele Migranten wie möglich über das zentrale Mittelmeer aus Tunesien und Libyen zu schmuggeln.»
Am Dienstag hatte Italiens rechtsgerichtete Regierung nach einem «starken Anstieg» der Migrantenankünfte über das Mittelmeer den Notstand ausgerufen, um unerwünschte Migranten schneller zurückzuschicken.