Mit Partisanen-Liedern feiern die Anhänger der linken Syriza den Wahlsieg ihrer Partei. Unter ihnen ist auch der 53-jährige Leonidas Bakogiannis. Er schwenkt eine grosse Partei-Flagge und strahlt bis über beide Ohren: «Es ist ein grosser Sieg und eine Genugtuung für das griechische Volk. Denn wir wünschen uns, dass sich die Dinge in Griechenland von Grund auf ändern. Für mich war dieser klare Sieg keine Überraschung. Das griechische Volk hatte im Januar für Syriza gestimmt und es hat gesehen, dass Syriza mit all seiner Kraft für etwas Besseres gekämpft hat.»
Auch wenn Tsipras am Ende doch mit einem neuen Sparpaket nach Hause gekommen sei, sagt Bakogiannis, er habe es wenigstens versucht.
«Absolute Vetternwirtschaft» bei anderen Parteien
Die Menschen hier im Zentrum Athens feiern Alexis Tsipras als Helden. So auch die 38-jährige Katerina: «Wir wollen nicht wieder in die Vergangenheit zurückkehren. Die anderen haben das Land vierzig Jahre lang regiert. Das reicht. Tsipras ist ja ein junger Mann. Also legen wir unsere Hoffnung in ihn.»
Ihr Mann Lefteris Haniotis nickt. Sie hätten eh nichts mehr zu verlieren, sagt er. Beide seien arbeitslos, kämen nur schwer über die Runden. Nun sei es endlich an der Zeit, dass auch die Privilegierten, die Reichen und Schönen zur Kasse gebeten werden, sagt Lefteris, und fügt hinzu: «Bei den anderen Parteien herrscht ja absolute Vetternwirtschaft, sie interessieren sich nur für sich selber und ihre Leute, das Volk ist ihnen egal.»
«Leider wollen Menschen Politiker, die sie anlügen»
Auf dem Syntagma-Platz, nur wenige Minuten von der grossen Fiesta der Syriza-Anhänger entfernt, betrauern die Fans der konservativen Nea Dimokratia ihre Niederlage. Auf einer Riesenleinwand läuft eine griechische Nachrichtensendung. Hier hatte man sich den Abend anders vorgestellt.
Die Enttäuschung sitzt tief. So auch für den Rentner Anastasios Nanos: «Tsipras hat es geschafft, innerhalb weniger Monate das Land zu ruinieren und das Volk hat ihn wieder gewählt. Das zeigt doch, dass die Opposition da gescheitert ist. Sie konnte nicht mit Tsipras, diesem Lügner mithalten. Leider wollen die Menschen Politiker, die sie anlügen. Sie wollen keine Aufrichtigkeit.»
Neben dem Pavillon steht Giorgos Kyriakopoulos. Der 32-Jährige glaubt nicht, dass die neue Regierung rund um die linke Syriza lange an der Macht bleiben will. Das wäre dann die Chance für seine Partei: «Ich denke, dass wir in sechs Monaten wieder Wahlen haben werden. Bis dahin muss sich die Nea Dimokratia wieder aufraffen, so dass wir bereit sind bei den nächsten Wahlen das Ruder zu übernehmen», sagt er und spricht damit sich und seinen Mitstreitern Mut zu.