Das Kamal-Adwan-Spital in Beit Lahia war die letzte Anlaufstelle für Verwundete und Kranke im Norden Gazas. Nun ist es ausser Betrieb – nachdem es am vergangenen Freitag von der israelischen Armee gestürmt worden ist.
Auf Bildern ist zu sehen, wie Patienten und das medizinische Personal evakuiert werden. Israels Armee gab an, dass sie Kämpfer der Hamas unter ihnen vermute. Anschliessend berichtete sie, 240 Kämpfer der Terrormiliz festgenommen zu haben, und veröffentlichte Bilder von der «zielgerichteten Operation» und Durchsuchung des Spitals, bei der Handgranaten, Pistolen und Munition gefunden worden seien. Die Angaben sind bislang nicht überprüft.
Spitaldirektor festgenommen
Unter den Festgenommenen seien auch Kämpfer des mit der Hamas verbündeten Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ). Einige Milizionäre hätte sich als Patienten verkleidet, andere Widerstand geleistet. Im Bereich des Krankenhauses seien – so der unbestätigte Vorwurf der israelischen Armee – «20 Terroristen ausgeschaltet worden».
Unter den Festgenommenen befand sich auch der Leiter der Klinik, Hussam Abu Safeia. Er müsse sofort auf freien Fuss gesetzt werden, forderte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf X.
Nach dem Einsatz im Kamal-Adwan-Spital warf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der israelischen Armee vor, das Gesundheitssystem in dem abgeriegelten Küstengebiet systematisch zu zerlegen . Das sei ein Todesurteil für Zehntausende Palästinenser, schrieb die UNO-Organisation auf X.
Tiefe Temperaturen und Überschwemmungen
Die Situation ist umso prekärer, als aktuell auch die Kälte viele Opfer im Gazastreifen fordert. Ein Grossteil der Vertriebenen lebt in Zeltunterkünften. Das Al-Aksa-Krankenhaus in Deir al-Balah teilte am Montag mit, ein etwa drei Wochen alter Säugling sei infolge von Gesundheitsproblemen wegen niedriger Temperaturen gestorben.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums sind damit bereits sechs Säuglinge infolge der kalten Witterung gestorben.
Ferner haben starke Regenfälle im umkämpften Küstenstreifen zu Überschwemmungen geführt. Nach UNO-Angaben müssen fast eine Million Menschen im Gazastreifen die Wintermonate ohne angemessene Unterkunft verbringen.
Zuletzt lagen die Temperaturen in der Stadt Gaza nachts teilweise unter zehn Grad, es herrschten starke Winde und Regen. Auch andere Hilfsorganisationen zeigen sich von den prekären Lebensumständen von Binnenflüchtlingen im Gazastreifen bei niedrigeren Temperaturen alarmiert – und warnen vor Krankheiten insbesondere bei Kindern.