- Der Deutsche Bundestag hat den SPD-Politiker Olaf Scholz zum neuen Bundeskanzler gewählt. Er tritt die Nachfolge von Angela Merkel (CDU) an, die sich nach vier Amtszeiten aus der aktiven Politik zurückzieht.
- Der 63-Jährige wurde danach im Bundestag vereidigt und führt somit nun ein Bündnis aus SPD, FDP und Grünen an.
- Am Dienstag hatten die Mitglieder der Ampel-Koalition ihren Koalitionsvertrag unterschrieben.
Der bisherige Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat in geheimer Wahl 395 von 707 abgegebenen Stimmen erhalten – bei 303 Gegenstimmen und 6 Enthaltungen. Seine Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen verfügt im Parlament über 416 Sitze. Es fehlten aber einige Abgeordnete wegen Krankheit. Für die Kanzlerwahl waren 369 Stimmen erforderlich, die Mehrheit der derzeit 736 Mitglieder des Bundestages.
Videogalerie
Scholz nahm die Wahl an. Er wurde daraufhin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier offiziell zum neuen deutschen Bundeskanzler ernannt. Zur Mittagszeit legte Olaf Scholz dann seinen Amtseid ab. Er schwor unter anderem, seine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren und Schaden von ihm zu wenden. Danach nahm Scholz auf der Regierungsbank auf dem Sessel für den Kanzler Platz.
Steinmeier: «Die Welt schaut auf unser Land»
Danach erhielten die 16 Ministerinnen und Minister im Schloss Bellevue die Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In seiner Rede betonte er die grosse Verantwortung der neuen Regierung, nicht nur für Deutschland, sondern auch global. «Die Welt schaut auf unser Land, die Erwartungen an Deutschland sind gross», sagt Steinmeier. Er spreche daher sicher für die grosse Mehrheit, wenn er der neuen Regierung «jeden Erfolg und eine glückliche Hand wünsche, zum Wohle unseres Landes».
«Die Menschen hoffen darauf, dass Sie Führung zeigen und – gemeinsam mit den Ländern – die notwendigen Massnahmen ergreifen», sagte das Staatsoberhaupt bei der Ernennung des künftigen Kabinetts. «In der akuten Notlage kommt es darauf an, nicht auf die Lautesten zu hören, sondern dafür zu sorgen, dass uns die Pandemie nicht ein weiteres Jahr fest im Griff hält und öffentliches Leben wieder selbstverständlich werden kann.»
Er appellierte zugleich an alle Bürgerinnen und Bürger: «Diese Krise fordert nicht nur Politik, sie fordert uns alle. Es kommt auf jeden von uns an.» Bei allem Streit, allen Zweifeln und allen Wunden, die die Pandemie geschlagen habe, gelte: «Wir wollen uns auch nach der Krise noch in die Augen schauen können.»
Bei der anschliessenden Vereidigung der ganzen Regierung im Bundestag leisteten neun der Ministerinnen und Minister den Gottesschwur – «Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe» – und sieben nicht. Kanzler Scholz griff den Gottesschwur nicht auf.
Auf der Gästetribüne des Bundestags sass auch die noch geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie erhielt nach der Begrüssung durch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas langen Beifall.
Die jetzige alt Bundeskanzlerin übergab nun die Amtsgeschäfte an ihren Nachfolger. Sie gratulierte ihm zu dessen Wahl und neuem Amt. «Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand für das Land», sagt Merkel.
Regierungssprecher der neuen Bundesregierung wird der Journalist Steffen Hebestreit. Der bisherige Regierungssprecher Steffen Seibert schreibt auf Twitter, Hebestreit – bisher schon im Bundesfinanzministerium Sprecher von Olaf Scholz – sei sein designierter Nachfolger.
Die neue deutsche Bundesregierung
-
Bild 1 von 18. Kabinett Scholz. Der neuen deutschen Regierung werden 16 Ministerinnen und Minister angehören. Mit dem neuen Bauressort steigt die Zahl der Ministerien im Vergleich zur Vorgängerregierung um eines. Sieben Ministerposten gehen an die SPD, fünf an die Grünen und vier an die FDP. Nur wenige der neuen Ressortchefs haben bereits Regierungserfahrung auf Bundesebene. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 2 von 18. Bundeskanzler. Olaf Scholz (SPD, 63): Der Regierungschef war seit 2018 Bundesfinanzminister und Vizekanzler unter seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU), davor unter anderem Erster Bürgermeister seiner Heimatstadt Hamburg. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 3 von 18. Vizekanzler / Minister für Wirtschaft und Klimaschutz. Robert Habeck (Grüne, 52): Als Parteichef führte er die Grünen zu ihrem bisher besten Bundestagswahlergebnis. Regierungserfahrung hat Habeck in sechs Jahren als Landesminister in Schleswig-Holstein gesammelt. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 4 von 18. Finanzminister. Christian Lindner (FDP, 42): Vor vier Jahren führte er die Liberalen in den Bundestag zurück. Nun sitzen sie erstmals seit 2013 wieder in der Regierung, wo sich der FDP-Chef als oberster Kassenwart schnell wird einarbeiten müssen. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 5 von 18. Aussenministerin. Annalena Baerbock (Grüne, 40): Sie war die erste Kanzlerkandidatin der Ökopartei. Das Wahlergebnis blieb allerdings deutlich unter den Umfragewerten vom Frühjahr. Regierungserfahrung hat die Grünen-Co-Chefin bisher nicht. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 6 von 18. Kanzleramtsminister. Wolfgang Schmidt (SPD, 51): Seit Jahrzehnten ist der Hamburger Jurist die rechte Hand von Olaf Scholz. Er diente ihm als persönlicher Referent, als Büroleiter und zuletzt als Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 7 von 18. Innen- und Heimatministerin. Nancy Faeser (SPD, 51): Die Jursitin ist die erste Frau an der Spitze des deutschen Innenministeriums. Sie ist SPD-Landesvorsitzende in Hessen und war dort bisher Oppositionsführerin im Landtag. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 8 von 18. Arbeitsminister und Soziales. Hubertus Heil (SPD, 49): In der alten Arbeiterpartei SPD ist der frühere SPD-Generalsekretär einer der namhaftesten Sozialpolitiker. Als einziger Minister aus der letzten Merkel-Regierung behält er sein vorheriges Ressort. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 9 von 18. Verteidigungsministerin. Christine Lambrecht (SPD, 56): Im Kabinett Merkel war die Rechtsanwältin seit 2019 Justizministerin. Wenige Monate vor der Bundestagswahl übernahm sie nach dem Rücktritt von Franziska Giffey zusätzlich auch das Familienressort. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 10 von 18. Gesundheitsminister. Karl Lauterbach (SPD, 58): Der SPD-Gesundheitsexperte ist sei Beginn der Pandemie einer der bekanntesten Corona-Erklärer im deutschen Fernsehen. Nun übernimmt der Medizinprofessor und Bundestagsabgeordnete das Ministeramt. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 11 von 18. Bauministerin. Klara Geywitz (SPD, 45): Die in Potsdam geborene Politikwissenschaftlerin sammelte langjährige politische Erfahrung als Abgeordnete im Landtag von Brandenburg. Seit Ende 2019 ist sie stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende. Bildquelle: Reuters / Archiv.
-
Bild 12 von 18. Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Svenja Schulze (SPD, 53): Unter Merkel war sie seit Anfang 2018 Bundesumweltministerin. Davor war die Düsseldorferin unter anderem als SPD-Landtagsabgeordnete und nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin politisch tätig. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 13 von 18. Justizminister. Marco Buschmann (FDP, 44): Nach dem Wiedereinzug der Liberalen ins nationale Parlament 2017 wurde der Düsseldorfer Rechtsanwalt als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer zum Strippenzieher in der FDP-Bundestagsfraktion. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 14 von 18. Verkehrsminister und Digitales. Volker Wissing (FDP, 51): Regierungserfahrung sammelte der Jurist schon als Landesminister in Rheinland-Pfalz. 2020 machte ihn Lindner zum FDP-Generalsekretär, Seite an Seite führten sie die Liberalen in die Bundesregierung. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 15 von 18. Bildungs- und Forschungsministerin. Bettina Stark-Watzinger (FDP, 53): An ihren Namen werden sich viele in Deutschland noch gewöhnen müssen. Dem Bundestag gehört die Frankfurter Diplom-Volkswirtin seit 2017 an, zuletzt als eine Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Fraktion. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 16 von 18. Landwirtschafts- und Ernährungsminister. Cem Özdemir (Grüne, 55): Der in Baden-Württemberg geborene Sohn türkischer Gastarbeiter ist einer der populärsten Grünen-Politiker in Deutschland. In der neuen Regierung übernimmt der frühere Parteichef erstmals ein Ministeramt. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 17 von 18. Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz. Steffi Lemke (Grüne, 53): Die aus Dessau stammende Agrarwissenschaftlerin ist eine von zwei Ostdeutschen im Kabinett Scholz. Die Mitbegründerin der Grünen in der DDR war zuletzt eine von vier parlamentarischen Geschäftsführerinnen. Bildquelle: Keystone / Archiv.
-
Bild 18 von 18. Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Anne Spiegel (Grüne, 40): Einen fast identischen Ressortzuschnitt hatte sie von 2016 bis 2021 als Landesministerin in Rheinland-Pfalz verantwortet. Wie Lemke gehört die Mutter von vier Kindern zum linken Parteiflügel. Bildquelle: Keystone / Archiv.