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«Emily in Paris»: Warum kämpft Macron um die Netflix-Serie?
Aus News Plus vom 11.10.2024. Bild: Keystone, Mohammed Badra
abspielen. Laufzeit 16 Minuten 24 Sekunden.

Gezerre um Netflix-Hitserie «Emily in Paris» zieht nach Rom – und Macron lupfts den Hut

«Das Herz will, was das Herz will»: Der Umzug einer Serienheldin lässt die alte Rivalität zwischen Rom und Paris aufbrechen.

Manchmal könnte man den Drehbuchschreibern einfach den Hals umdrehen. Da verliert man sich in epischen Serien wie «Lost» oder «Game of Thrones» – und mit einem verkorksten Ende implodiert das ganze Drama, das sich über Jahre aufgebaut hat. Zurück bleiben Wut, Bitterkeit und Ohnmacht. Zumindest bei uns Normalsterblichen.

Einer der mächtigsten Männer der Welt will sich den Launen der «Screenwriter» aber nicht einfach ausliefern: Emmanuel Macron wehrt sich dagegen, dass «Emily in Paris» nach Rom zieht. Die Netflix-Erfolgsserie soll künftig in der Ewigen Stadt statt in der Stadt der Liebe spielen.

Präsidialer Protest

«‹Emily in Paris› in Rom?! Das ergibt doch keinen Sinn!», beschwert sich der «Jupiter-Präsident» im Magazin «Variety» – und holt die Blitze aus der Waffenkammer: «Wir werden hart dafür kämpfen, dass sie in Paris bleiben.» Mit «sie» sind die amerikanischen Produzenten der Dramedy-Serie gemeint.

Der brisante Einfall der Serienschöpfer

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Legende: Die Schauspielerin Lily Collins verkörpert in der Serie «Emily». Keystone/AP/Andrew Medichini

Champagner, Crêpes und stylishe Outfits: «Emily in Paris» paart Klischees über Paris mit den amourösen Verwicklungen von «Sex and the City». In der vierten Staffel macht die quirlige Protagonistin Ferien in Rom. Die Produzenten der Netflix-Serie haben offenbar Gefallen an der grandiosen Kulisse der Stadt gefunden: Künftig soll die US-Amerikanerin Emily dort ein Marketingbüro leiten. Auch einen neuen Liebhaber hat sie in Italien bereits gefunden. Das missfällt offenkundig nicht nur ihrem französischen Lover Gabriel – sondern auch dem Mann im Elysée-Palast. Ob der Streaming-Gigant vor «Monsieur Le Président» einknickt, muss sich weisen.

«Einer von uns!», könnte man da denken. Hinter Macrons Aufschrei steckt aber mehr als enttäuschte Fan-Liebe. Denn laut dem französischen Präsidenten trägt die Serie zum Ansehen von Paris und ganz Frankreich bei. Ausdruck davon: Die Drehorte sind zum Pilgerort für abertausende Fans geworden.

Glücksfall für die Tourismusindustrie

Vor allem Touristinnen aus den USA wollen auf den Spuren von Emily wandeln. Und sie lassen sich das einiges kosten. Mirjam Mathis, Frankreich-Korrespondentin von SRF, folgert: «Die Serie lässt Dollar-Zeichen in den Augen des Präsidenten aufblitzen.» Die Netflix-Produktion sei ein gewaltiger Erfolg und damit zum Wirtschaftsfaktor für Paris geworden.

Unter Touristenschwund leidet die französische Hauptstadt definitiv nicht. «Macron war aber schon immer auf diesem Trip: Mehr Werbung, mehr Wachstum, mehr Tourismus», führt Mathis aus. Daran dürften auch die Anti-Emily-Graffitis nichts ändern, die man an Häuserwänden der Metropole antrifft.

Kritik an «Emily in Paris»
Legende: Im letzten Jahr lockte Paris 15.6 Millionen Besucherinnen und Besucher an. Das sorgt bei den Einheimischen für Kritik – und so einige von ihnen könnten mit «Emily in Rom» leben. X (ehemals Twitter)

In Rom sorgt der präsidiale Protest für unverhohlene Schadenfreude. «Das Herz will, was das Herz will», stichelte Bürgermeister Roberto Gualtieri auf X: «Beruhigen Sie sich, lieber Emmanuel Macron: Emily geht es in Rom sehr gut.»

Seit jeher beobachten und beargwöhnen sich Frankreich und Italien: Wer ist besser, schöner, reicher und auch einflussreicher?
Autor: Franco Battel SRF-Korrespondent in Rom

Neckisch, oder? In der US-Zeitschrift «Hollywood Reporter» liess sich Gualtieri aber mit Worten zitieren, die tief blicken lassen: «Hat Präsident Macron nichts Besseres zu tun? In der Ukraine und im Nahen Osten herrscht Krieg, in den USA tobt ein fürchterlicher Hurrikan.»

Roberto Gaultieri
Legende: Er hoffe, dass Macron das Ganze nicht ernst meine, beendete Gualtieri sein Lamento. Und schob grimmig nach: «Netflix nimmt sowieso keine Befehle von Staatschefs entgegen und beugt sich auch keinem politischen Druck.» Getty Images/Corbis/Simona Granati

Der angesäuerte Unterton zeigt: Die Rivalität zwischen Rom und Paris ist kein blosser PR-Stunt. Sie hat sogar lange Tradition, wie unser Korrespondent in Rom berichtet: «Seit jeher beobachten und beargwöhnen sich Frankreich und Italien: Wer ist besser, schöner, reicher und auch einflussreicher?»

Macron «super stolz» nach Gastauftritt seiner Frau

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Legende: Brigitte Macron bei ihrem Auftritt in «Emily in Paris». «Emily in Paris» / Netflix

Emmanuel Macron erklärte am Mittwoch, dass er und seine Frau Brigitte «Emily in Paris» lieben würden. Die «Première Dame» hatte im September sogar einen kleinen Auftritt in der Serie: Emily und Brigitte treffen in einer Episode zufällig in einem Pariser Restaurant aufeinander. «Ich liebe Frankreich», offenbart Emily und bittet die Präsidentengattin um ein Selfie. «Und Frankreich liebt dich, Emily», entgegnet Brigitte und blickt strahlend in die Kamera. «Ich war super stolz», kommentierte Macron den Aufritt seiner Frau.

«Es ist kein Geheimnis, dass die Beziehung zwischen Frankreich und Italien nicht gerade rosig ist», bestätigt Mirjam Mathis aus Paris. Das zeige sich etwa in Migrationsfragen. Als Nabel der Welt betrachtet man Italien aber nicht. «Dafür ist das hiesige Selbstbewusstsein ausgeprägt genug. Man glaubt schon, dass man in einer anderen Liga spielt als Italien.»

«Man hat hier das Gefühl, permanent die Nummer zwei auf dem Rücken zu tragen», schliesst der Italien-Korrespondent von SRF. Umso lustvoller stichelt man zurück, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Auch wenn Rom – ebenso wenig wie Paris – auf «Emily-Werbung» angewiesen ist.

Podcast News Plus: Dominik Brand (Host) und Marisa Eggli (Produzentin)

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SRF 4 News, 11.10.2024, 17:15 Uhr;kobt

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