Kurz vor der am Wochenende geplanten weiteren Grossdemonstration hat die Hongkonger Polizei am Freitag die Festnahme von drei führenden Kräften der Protestbewegung bestätigt. Joshua Wong soll bereits frühmorgens auf offener Strasse in ein Auto verfrachtet worden sein, wie seine Partei, die pro-demokratische Demosisto verlauten liess.
Wong ist der Kopf der wochenlangen Regenschirm-Proteste vor fünf Jahren, als es um das allgemeine Wahlrecht ging. Ihm wird nun offenbar illegale Versammlung vorgeworfen. Ebenso festgenommen wurde seine prominente Parteikollegin Agnes Chow.
Der dritte bereits gestern Festgenommene ist Andy Chan, Anführer der verbotenen National Party. Diese setzte sich für die Unabhängigkeit Hongkongs ein und war damit noch etwas radikaler als Demosisto. Chan soll sich angeblich für den Angriff auf einen Polizisten und die Teilnahme an Krawallen verantworten müssen.
Seit Beginn der Demonstrationswelle im Juni wurden bereits mehrere hundert Menschen festgenommen und teilweise angeklagt. Wong sass auch schon vorher im Gefängnis, war dann aber Anfang Juni entlassen worden.
Mit Festnahmen rechneten viele der Aktivisten und Aktivistinnen ohnehin, sagt China-Korrespondent Martin Aldrovandi. Eine der fünf Forderungen der Demonstrierenden laute denn auch, dass Anklagen gegen die Teilnehmenden fallengelassen werden.
Was hat es mit der Truppenrotation auf sich?
China hat derzeit die Militärpräsenz in Honkong verstärkt, spricht aber von einer Truppenrotation als reine Routine-Übung. Der Austausch der Truppen sei insofern Routine, als dass die Volksbefreiungsarmee seit der Übergabe Hongkongs an China vor 22 Jahren in der Sonderverwaltungszone stationiert ist, wie Aldrovandi erklärt. Dass der Austausch der Soldaten ausgerechnet jetzt stattfinde, sei allerdings ein klares Signal, dass die Volksbefreiungsarmee Hongkong verteidigen werde.
Mit den drei Festnahmen giesst die Regierung Öl ins Feuer.
Eine direkte Intervention der Soldaten ist nach Einschätzung von Aldrovandi aber nicht Pekings erste Wahl und zurzeit wohl noch eher unwahrscheinlich. Mit den drei Festnahmen giesse die Hongkonger Regierung vor der für morgen angekündigten erneuten Grossdemonstration aber Öl ins Feuer. Diese Kundgebung ist nicht bewilligt worden.
Die Veranstalter der geplanten Grosskundgebung am Samstag, haben diese mittlerweile abgesagt. Aus Sicherheitsgründen, heisst es. Man wolle die Teilnehmenden nicht gefährden. Trotz der Absage wird erwartet, dass die Hongkongerinnen und Hongkonger am Wochenende auf die Strasse gehen.