Sie sind Medizinstudenten, Pfleger, Werber und Verkäufer. Hunderte von ihnen haben sich zu selbst-organisierten Erste-Hilfe-Teams zusammengeschlossen. Jim, Nok und Thomas sind Teil einer solchen Gruppe.
Sie rücken aus, wenn die Proteste eskalieren. Das ist in der jüngsten Vergangenheit immer öfter der Fall. «In den ersten Wochen gab es viele Demonstranten mit Hitzeschlag», sagt Thomas. Der 21-Jährige beginnt bald sein siebtes Semester in Medizin. «Jetzt sehen wir aber Verletzungen, die von Polizeigeschossen stammen.»
Die Freiwilligen bereiten sich auf ihre Einsätze an sicheren Orten vor. In der Regel mieten sie ein billiges Appartement. Der 25-jährige Jim ist Werber und der Logistiker der Truppe. «Die Proteste können manchmal einen ganzen Tag dauern. Wir brauchen einen Ort, um uns auszuruhen und um Erstehilfematerial zu lagern», sagt er.
Zu Beginn hat Jim sein Team im Hintergrund unterstützt. Während seine Kollegen ausrückten, verfolgte er im Hotelzimmer die verschiedenen Live-Streams, Polizeiberichte und Chatgruppen. Das hat sich geändert. Denn die Demonstranten organisieren sich über soziale Netzwerke und gehen dabei immer schneller und flexibler vor.
Sie blockieren zum Beispiel mehrere Strassenzüge und wechseln mit einer sogenannten Flashmob-Taktik rasch die Orte ihrer Kundgebungen. Das erfordert Anpassung. «Ich bin nun normalerweise mit meinem Team unterwegs», erklärt Jim, «und sammle die Information von unterwegs.»
Unterkunft und Material bezahlen die Nothelfer aus der eigenen Tasche. «Ich mache das aus Liebe zu Hongkong», so Jim weiter. «Ich will nicht, dass meine Mitmenschen verletzt werden. Das ist aber bei diesen Protesten unvermeidbar.» Für Thomas ist es eine Berufung: «Als Medizinstudent habe ich das Privileg, dass ich Menschen helfen kann.»
«Ich unterstütze die Gewalt nicht»
Droht die Stimmung an einer Versammlung zu kippen, tauchen nebst vermummten Demonstranten auch die Erste-Hilfe-Teams auf. Wie viele es gibt, weiss niemand. Hunderte Freiwillige dürften aber mitmachen. Pfleger Nok lässt nicht gelten, dass er mit seinem Engagement die Gewalt fördert: «Ich unterstütze die Gewalt nicht. Sollte etwas passieren, bin ich da, um zu helfen.»
Die Nothelfer von Hongkong. Sie stehen auch in der nächsten Nacht bereit, hoffen aber gleichzeitig, dass es ihre Hilfe dieses Mal nicht braucht.