Hunderte Flüchtlinge, die am Montagabend vor den Flammen im Lager Moria geflohen waren, kehren nun ins grösstenteils niedergebrannte Lager zurück. In dem vom Brand verschonten Teil des Lagers Moria bildeten sich lange Schlangen vor der Essensausgabe.
Eine Fähre soll als provisorische Flüchtlingsunterkunft dienen. Das sagte der für die Handelsmarine zuständige griechische Minister Theodoros Dritsas. Die Fähre mit einer Kapazität von 1000 Plätzen solle am Mittwoch in Richtung der Hafenstadt Mytilini auf Lesbos ablegen.
Neun Bewohner festgenommen
Wegen der gewaltsamen Zusammenstösse, in deren Verlauf das Lager in Brand gesetzt wurde, wurden neun Bewohner festgenommen. Nach Polizeiangaben handelte es sich um mehrere Afghanen und Iraker sowie einen Senegalesen, einen Syrer und einen Kameruner. Inzwischen wurden 40 zusätzliche Bereitschaftspolizisten nach Lesbos entsandt.
Moria gehört zu den grössten Flüchtlingslagern in Griechenland. Schon in der Vergangenheit hatte es dort gebrannt, immer wieder gab es Zusammenstösse zwischen den Schutzsuchenden. Die Menschen sitzen in den Flüchtlingslagern fest, bis über ihre Aussichten auf Aufnahme in die EU oder Rückführung in die Türkei entschieden wird.
UNHCR: Gewalt und Brand «nicht überraschend»
Während eines Streits unter Bewohnern des überfüllten Lagers waren am Montag Einrichtungen in Brand gesetzt worden. Das Feuer breitete sich rasch aus. Nach Polizeiangaben gingen 60 Wohncontainer, 100 Zelte und drei Grosscontainer mit Verwaltungseinrichtungen in Flammen auf.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte, die Gewalt und die Brandstiftung kämen «nicht überraschend». Menschenrechtsgruppen hatten in der Vergangenheit immer wieder die Zustände in den griechischen Aufnahmezentren kritisiert. Das Lager Moria ist eigentlich für 3500 Bewohner ausgelegt. Bis zu dem Brand lebten dort jedoch 5000 Menschen unter beengten Verhältnissen.
«Das Feuer in Moria ist symbolisch für die Lücken in der europäischen Antwort auf die Flüchtlingskrise», sagte Panos Navrozidis, griechischer Leiter des Internationalen Rettungskomitees.
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Überforderte Asylbehörden
Das im März zwischen der EU und Ankara geschlossene Flüchtlingsabkommen sieht vor, dass die Türkei neu auf den griechischen Inseln ankommende Flüchtlinge zurücknimmt, falls sie kein Asyl beantragen oder ein Antrag abgelehnt wird. Bislang wurden jedoch nur 502 Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt, während täglich weitere Menschen in Griechenland ankommen.
Um ihre Abschiebung zu verhindern, stellen nahezu alle Neuankömmlinge einen Asylantrag in Griechenland. Die griechischen Behörden sind mit der Bearbeitung der Anträge überfordert. Angesichts der zermürbenden Wartezeit wachsen die Spannungen zwischen den Bewohnern.