Zum Inhalt springen
Audio
Grossbritannien präsentiert Massnahmen gegen illegale Migration
Aus Echo der Zeit vom 07.03.2023. Bild: REUTERS/Pascal Rossignol
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 33 Sekunden.

Kampf gegen Einwanderung London will schneller und konsequenter abschieben

Wer übers Meer kommt, wird noch härter angefasst als bisher. Fragt sich bloss, ob der neuste Plan aufgehen kann.

Der Ärmelkanal zwischen Frankreich und Grossbritannien ist eine der gefährlichsten Wasserstrassen der Welt. Trotzdem haben den Kanal allein im vergangenen Jahr mehr als 45'000 Männer, Frauen und Kinder überquert. Sie kommen aus Albanien, Afghanistan oder Syrien und hoffen auf ein sichereres und besseres Leben in Grossbritannien.

Weder Wind, Wetter noch Gesetze halten sie ab. Allein in den ersten Monaten dieses Jahres sind bereits 3000 Bootsmigrantinnen und -migranten an der südenglischen Küste gestrandet.

Viele Ideen – aber nicht umsetzbar

Die kleinen Boote sind der konservativen Regierung und ihrer Wählerschaft seit Jahren ein Dorn im Auge. An Ideen, wie man die Einwanderung stoppen könnte, fehlte es der Regierung nicht wirklich. An praktikablen Umsetzungsvorschlägen hingegen schon.

Die Boote zurück in französische Gewässer abzudrängen, erwies sich als Verstoss gegen internationales Seerecht. Auch der Plan, illegale Einwanderer auf ausrangierten Ölplattformen unterzubringen, musste bald einmal verworfen werden.

Nun hat die britische Innenministerin Suella Braverman einen neuen Anlauf genommen. Denn die Boote würden erst ausbleiben, wenn die ganze Welt wisse, dass illegale Migranten verhaftet und ausgeschafft würden, sagte sie.

Verhaftet und umgehend ausgeschafft werden

Deshalb: Wer künftig illegal an der südenglischen Küste strandet, soll inhaftiert und spätestens nach 28 Tagen ausgeschafft werden – entweder zurück in die Heimat oder in ein sicheres Drittland.

Migrantinnen und Migranten in das ostafrikanische Land Ruanda auszufliegen, ist dabei – trotz Bedenken von Menschenrechtsorganisationen und hängigen Gerichtsverfahren – erneut vorgesehen. Zusätzlich soll Personen, die illegal nach Grossbritannien kommen, künftig das Recht verwehrt werden, die britische Staatsbürgerschaft zu beantragen.

Umstrittenes Abkommen mit Ruanda

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Reuters/Gonzalo Fuentes

Grossbritannien hat mit Ruanda einen umstrittenen Pakt geschlossen und dem Land dafür 140 Millionen Pfund (derzeit rund 157 Millionen Franken) gezahlt. Demnach sollen Migranten von Grossbritannien nach Ruanda ausgeflogen werden und dort Asyl beantragen. Wenn es ihnen gewährt wird, sollen sie dort leben können. Eine Rückkehr nach Grossbritannien ist nicht vorgesehen. Da der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einschritt, gab es bisher aber keine Abschiebeflüge von Grossbritannien nach Ruanda. (sda)

Flüchtlingshilfswerke bezeichnen das Gesetz als drakonisch. Abschreckung ist jedoch genau das Ziel der neuen Vorlage. Zudem ist sie populär. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass gut die Hälfte der britischen Bevölkerung eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze begrüsst.

Ausschaffung oftmals gar nicht möglich

Populär heisst allerdings nicht praktikabel. Selbst konservative Politikerinnen und Politiker haben ihre Bedenken. Es nütze nichts, immer neue und strengere Gesetze zu schreiben, wenn sie sich nicht umsetzen liessen, sagen manche.

Denn ausschaffen kann man Migrantinnen und Migranten nur, wenn andere Länder sie aufnehmen – seien es ihre Heimatländer oder jene Staaten, aus denen sie eingereist sind.

Dazu braucht es Abkommen. Genau ein solches erhoffen sich optimistische konservative Wählerinnen und Wähler von ihrem Premierminister Rishi Sunak, wenn dieser am kommenden Freitag in Paris Staatspräsident Emmanuel Macron besucht.

Echo der Zeit, 7.3.2023, 18:00 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel