Zum ersten Mal setzte sich die damals 15-jährige Sekundarschülerin Greta Thunberg Ende August letzten Jahres vor das schwedische Parlament – und schwänzte dabei die Schule. Das kam bei ihren Lehrerinnen und Lehrern gar nicht gut an. Doch Greta erklärte, sie wolle mindestens zwei Wochen für das Klima streiken, um die politischen Parteien auf die Klimafrage aufmerksam zu machen.
Dies wiederum gelang ihr recht gut, sagt Mattias Goldmann, Chef der auf Klimafragen spezialisierten Denkwerkstatt Fores. «Sieben von acht Parteien im schwedischen Parlament unterstützen heute das Ziel einer fossilfreien Gesellschaft bis 2030.» Die schwedische Klimapolitik gehört zu den ambitioniertesten weltweit, betont Goldmann.
Doch Greta hörte mit ihrem Schulstreik für das Klima nach den Parlamentswahlen im letzten September nicht auf. Jeden Freitag setzt sie sich seither vor das Parlament. Damit bleibt sie in Schweden eine Ausnahmeerscheinung. Nur ganz wenige machen es ihr nach, und auch die schwedischen Schulleiter finden es trotz Gretas grossen Erfolgen bis heute gar keine gute Idee, wegen des Klimas dem Unterricht fernzubleiben.
Wir Schweden sind ein autoritätsgläubiges Volk.
Eine Prophetin im eigenen Land ist Greta Thunberg also nicht geworden. Und das hat handfeste Gründe, sagt Goldmann: «Wir Schweden sind ein autoritätsgläubiges Volk. Wir meinen, dass die Arbeit für ein besseres Klima am besten von den gewählten Institutionen und spezialisierten Organisationen getan wird. Streiken finden wir nicht so toll. Sowas machen vielleicht die französischen Bauern. Nicht aber wir Schweden.»
Doch Schweden ist nicht die Welt. Greta Thunbergs Aktion ist seit dem letzten Herbst zu einer globalen Bewegung gewachsen. Heute wollen Hunderttausende Kinder und Jugendliche für das Klima streiken.