Das UNO-Umweltprogramm Unep misst seit Jahren die Kosten für die zweite Ebene, also für die Anpassung an den Klimawandel. Aktuell rechnen die Expertinnen und Experten mit zwischen gut 200 und fast 400 Milliarden Dollar, die nötig wären.
Das sind 50 Prozent mehr als noch die letzte Schätzung ergeben hat. Und es ist 10 bis 18 Mal mehr Geld als aktuell effektiv zur Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung gestellt wird. Unep-Direktorin Inger Andersen sagt denn auch, die Welt verschlafe gerade die Anpassung an den Klimawandel.
Bericht der Unep:
Schnell mehr in die Anpassung zu investieren, würde sich aber lohnen, rechnen die Verantwortlichen des UNO-Umweltprogramms vor: Zum Beispiel könnten 16 Milliarden Dollar pro Jahr, die zusätzlich in die Landwirtschaft investiert würden, 78 Millionen Menschen vor extremem Hunger bewahren.
Schutzlos ausgeliefert
Dabei seien Entwicklungsländer darauf angewiesen, dass wohlhabendere Länder sie unterstützen, diese Kosten zu stemmen, sagt Christina Aebischer, Beraterin für Klimaanpassung beim Hilfswerk Helvetas. «Wir sehen in den Ländern, in den wir tätig sind, dass die Menschen den Klimaereignissen schutzlos ausgeliefert sind. Nehmen wir das Beispiel einer Schneiderin in Bangladesch: Sie hat eine Nähmaschine auf Kredit gekauft und arbeitet mit dieser. Eines Tages kommt eine grosse Flut und zerstört ihr Haus und auch ihr Arbeitsgerät, die Nähmaschine. So hat sie nicht nur keine Existenzgrundlage mehr, sondern sie sitzt auch noch auf Schulden.»
Je weniger Geld in die Anpassung fliesst, desto höher fallen schliesslich die Kosten für Schäden und Verluste aus, die entstehen, wenn es effektiv zur Überflutung kommt, wenn die Dürre nicht aufzuhören scheint oder der Waldbrand ausser Kontrolle gerät.
Fonds soll eingerichtet werden
In den letzten zwei Jahrzehnten hätten Schäden und Verluste in den 55 verletzlichsten Ländern Kosten von rund 500 Milliarden Dollar verursacht, schätzt das Unep im neuen Bericht, und diese Kosten würden rasant steigen. Erst an der letzten Klimakonferenz vor einem Jahr in Ägypten haben die Entwicklungsländer durchgesetzt, dass zur Deckung von Verlusten und Schäden ein Fonds eingerichtet werde. An der kommenden Konferenz in Dubai soll dieser Fonds nun konkreter ausgestaltet werden.
Allerdings sind sich die Länder bisher sehr uneinig, wie das geschehen soll und wer wie viel einzahlen muss. Dass die Summe, die der Fonds deckt, nur ungenau beziffert werden kann und stetig steigt, hilft bei den Verhandlungen kaum. Doch die Staatengemeinschaft habe keine Wahl, meint Inger Andersen – es müsse dringend mehr Geld für Anpassungsmassnahmen und für Klimaschäden fliessen. Sonst, so die Unep-Direktorin, entstünde noch viel mehr Leid und die Kosten würden in den kommenden Jahren nur noch höher ansteigen.
Klimafussabdruck der Schweiz im Ausland
Ob die Schweiz ihren fairen Anteil leistet, ist übrigens umstritten. Die Behörden stellen sich auf den Standpunkt, die rund 600 Millionen Franken, welche die Schweiz jährlich in die sogenannte Klimafinanzierung steckten, entsprächen dem Anteil, den die Schweiz an den weltweiten Treibhausgasemissionen habe.
Hilfswerke wie Helvetas und Klimaschutzorganisationen kritisieren diese Rechnung, denn sie beziehe nur die Emissionen innerhalb der Schweiz mit ein, nicht aber den grossen Klimafussabdruck, den die Schweiz im Ausland habe.