In Rafah, im Süden des Gazastreifens, hat die israelische Armee nach eigenen Angaben am Mittwoch ein wichtiges Ziel erreicht: Man habe die Kontrolle über den gesamten Abschnitt an der Grenze zu Ägypten übernommen, sagte ein Armeesprecher.
Zwischen Ägypten und dem Gazastreifen erstreckt sich über ein gutes Dutzend Kilometer Länge und etwa 100 Meter Breite ein Korridor. Auf der einen Seite kontrollieren die Ägypter diesen Grenzübergang zu Gaza, auf der anderen Seite gab es eine wechselnde Kontrolle: Vor 2005 kontrollierte Israel den Grenzübergang – dann zog sich Israel aus dem Gazastreifen zurück.
Wechselnde Kontrolle des Korridors
2006 gewann die Hamas die Wahlen im Gazastreifen – zum Entsetzen der internationalen Gemeinschaft. Seit 2007 kontrollierte die Hamas den Grenzübergang – aber Israel und Ägypten verhängten eine Blockade über den Gazastreifen. Trotz strengster Kontrolle von Menschen und Güterbewegungen konnte die Hamas ein riesiges Waffenarsenal aufbauen – das soll sie auch via Philadelphi-Korridor getan haben.
Nun soll laut der israelischen Armee der Korridor wieder in israelischer Hand sein. Die Armee habe der Hamas die Kontrolle über den Grenzübergang entrissen und dort viel mehr Tunneleingänge gefunden, als bisher bekannt war.
Israelische Aktionen belasten Beziehung
In diesen Tunneln lagerte die Hamas Waffen, Raketenwerfer, Munition, griff von dort aus erst vorgestern noch Israel an. Und in diesen Tunneln könnten auch Geiseln versteckt sein. Von ägyptischer Seite gibt es zur Stunde keine offizielle Bestätigung, dass Israel die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor übernommen hat.
Ägypten und Israel haben seit 45 Jahren ein Friedensabkommen. Ägypten hat in der Vergangenheit und auch jetzt immer wieder vermittelt, wenn es im Gazastreifen eskalierte.
Laut SRF-Nahost-Korrespondentin Susanne Brunner belastet die jetzige Situation die Beziehung der beiden Länder: «Was Israel aber jetzt im Gazastreifen tut, strapaziert die Beziehungen aufs Ärgste: Ägypten will nicht Hunderttausende von Palästinenserinnen und Palästinensern aufnehmen müssen, der Krieg ist jetzt nur wenige Meter von ägyptischem Boden entfernt.»
Und es sei völlig unklar, wohin der Krieg führe. «Gleichzeitig will Ägypten auch keine Hamas im Land, die sich mit Extremisten im eigenen Land verbündet. Was hinter den Kulissen diplomatisch läuft, wissen wir natürlich nicht», sagt Brunner.