Die Verwüstungen: Der Kachowka-Staudamm und das angrenzende Wasserkraftwerk liegen in der Stadt Nowa Kachowka in dem von Russland besetzten Teil der ukrainischen Region Cherson. Der Staudamm ist zerstört. Auch das Wasserkraftwerk ist komplett ruiniert. Vermutet wird, dass der Damm gesprengt wurde. 24 Ortschaften sind mittlerweile überflutet, zehntausende Menschen werden mit Bussen und Zügen aus der Region evakuiert.
Die Vergangenheit: Schon lange wurde befürchtet, dass der Staudamm zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte. Denn es ist nicht das erste Mal, dass er Ziel von Attacken wird. Im Herbst 2022 etwa hatten ukrainische Kräfte die Brücke über den Staudamm mit Präzisionsschlägen angegriffen und den russischen Nachschub gestört. Russische Truppen wiederum hatten bei Rückzügen mit kontrollierten Sprengungen weitere erhebliche Schäden angerichtet. Bald war die Brücke nicht mehr passierbar. Für besondere Beunruhigung sorgte, als die Besatzer im November die Evakuierung Nowa Kachowkas ankündigten.
1 / 18
Legende:
Am frühen Morgen wird die Zerstörung des Kachowka-Staudamms gemeldet. (6. Juni 2023)
IMAGO/Ukrhydroenergo
2 / 18
Legende:
Satellitenaufnahme nach dem Dammbruch: Wasser aus dem Stausee fliesst unkontrolliert ab. (6. Juni 2023)
Keystone/AP/Planet Labs
3 / 18
Legende:
Die Überschwemmung schränkt die Trinkwasserversorgung von mehreren Hunderttausend Menschen ein. (7. Juni 2023)
Keystone/EPA/MYKOLA TYMCHENKO
4 / 18
Legende:
Teile von Cherson stehen ganz unter Wasser. (7. Juni 2023)
Keystone/EPA/MYKOLA TYMCHENKO
5 / 18
Legende:
Bis am Mittwochnachmittag werden rund 2000 Menschen aus den von den Ukraine kontrollierten Gebiete evakuiert. (7. Juni 2023)
REUTERS/Alina Smutko
6 / 18
Legende:
Rettungskräfte und Helfer evakuieren Menschen aus der überfluteten Stadt Cherson. (7. Juni 2023)
Keystone/AP Photo/Roman Hrytsyna
7 / 18
Legende:
Die Strassen der Gebietshauptstadt Cherson sind überflutet. Helfer fahren mit einem Schlauchboot die Häuser ab. (7. Juni 2023)
REUTERS/Vladyslav Musiienko
8 / 18
Legende:
Ein Bewohner von Cherson hilft bei der Evakuation mit. (7. Juni 2023)
REUTERS/Ivan Antypenko
9 / 18
Legende:
Auch einen Tag nach dem Bruch ist die Flut in Cherson noch nicht abgeklungen. (7. Juni 2023)
Keystone/AP Photo/Roman Hrytsyna
10 / 18
Legende:
Der Seehafen in Cherson. (7. Juni 2023)
REUTERS/Ivan Antypenko
11 / 18
Legende:
Nach ukrainischen Angaben befinden sich rund 80 Siedlungen im Überschwemmungsgebiet. (7. Juni 2023)
Keystone/AP Photo/Libkos
12 / 18
Legende:
Mit der Flut verbreiten sich ansteckende Krankheiten und giftige Stoffe. (7. Juni 2023)
REUTERS/Ivan Antypenko
13 / 18
Legende:
Der Kulturpalast in Nowa Kachowka. Der Ort liegt nahe des zerstörten Staudamms. (7. Juni 2023)
Imago/Alexei Konovalov/TASS/Sipa
14 / 18
Legende:
Ein Einwohner von Nowa Kachowka schaut sich sein Haus an. (7. Juni 2023)
REUTERS/Alexander Ermochenko
15 / 18
Legende:
Auf der ukrainisch kontrollierten Uferseite wird mit der Überschwemmung von 10'000 Hektar Nutzfläche gerechnet. (7. Juni 2023)
REUTERS/Vladyslav Musiienko
16 / 18
Legende:
Die Evakuation von Cherson beginnt am 6. Juni 2023, nachdem der Kachowka-Staudamm gebrochen war.
IMAGO/Kyodo News
17 / 18
Legende:
Menschen in Cherson bringen ihr Hab und Gut in Sicherheit. (6. Juni 2023)
REUTERS/Alina Smutko
18 / 18
Legende:
Ein Strand bei Saporischja: Der Wasserpegel des Stausee sinkt im Verlauf des Tages deutlich ab. (6. Juni 2023)
IMAGO/Albert Koshelev
Gegenseitige Schuldzuweisungen: Die Ukraine teilte mit, die russischen Besatzer hätten den Damm selbst gesprengt. Präsident Wolodimir Selenski sprach von «Terror» und berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Die russischen Besatzer machen dagegen ukrainischen Beschuss für die Schäden am Staudamm verantwortlich.
Das Atomkraftwerk: Für das am nördlichen Ende des Stausees gelegene Atomkraftwerk Saporischja bestehe keine unmittelbare Gefahr, heisst es übereinstimmend von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und dem russischen Atomkonzern Rosenergoatom. Verhindert werden muss, dass die Reaktorkerne und der Atommüll gefährlich überhitzen.
Was wir nicht wissen
Die Verantwortung: Moskau und Kiew weisen sich gegenseitig die Schuld an der Explosion zu. Während die Ukraine Russland Staatsterrorismus vorwirft und die Tat mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe vergleicht, beschuldigt Moskau ukrainische Truppen des Beschusses und einer vorsätzlichen Sabotage. Keine der beiden Seiten legte bislang Beweise vor.
Das Motiv: Spekuliert wird, dass der Vorfall ein russischer Sabotageakt sein könnte, um eine ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Moskau streitet das ab. Die Überschwemmungen betreffen besonders die von Russland besetzte Region südlich des Dnipro, die als ein Hauptziel eines solchen möglichen Vormarsches gilt.
Für Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist klar, dass die Russen hinter der Zerstörung des Kachowka-Staudamms stecken. Die «ungeheuerliche Tat» demonstriere «einmal mehr die Brutalität von Russlands Krieg in der Ukraine», schreibt er auf Twitter. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel spricht von einem russischen «Kriegsverbrechen».
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wirft Moskau vor, immer stärker zivile Ziele anzugreifen. Auch der britische Aussenminister James Cleverly spricht von einem «Kriegsverbrechen».
Die Auswirkungen: Noch unklar ist, wie sehr die Überschwemmungen das Gebiet verwüsten. Weite Teile der Region könnten unter Wasser stehen. Die Grossstadt Cherson liegt rund 50 Kilometer Luftlinie flussabwärts. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach schon kurze Zeit nach der Explosion von einer Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Wissenschaftler der Hochschule Magdeburg-Stendal haben in einer frühen Modellierung errechnet, dass 60'000 Menschen betroffen sein könnten, etwa ein Drittel davon gefährdet.
Die Umweltkatastrophe: Nach nicht unabhängig prüfbaren Angaben der ukrainischen Führung sind mindestens 150 Tonnen Maschinenöl in den Fluss Dnipro gelangt. 300 weitere Tonnen Öl drohten noch auszulaufen. Auch Flora und Fauna werden sicherlich in Mitleidenschaft gezogen.
Fast 70-jähriger Staudamm
Box aufklappenBox zuklappen
Der Staudamm bei Nowa Kachowka ist rund 30 Meter hoch und 3.2 Kilometer lang. Er wurde 1956 am Fluss Dnipro als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka errichtet. Der dadurch gebildete Stausee fasst rund 18 Milliarden Kubikmeter Wasser.
Die Versorgung: Südlich gelegene Orte und auch die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim könnte eine Knappheit bei der Wasserversorgung drohen, denn sie werden aus dem Kachowka-Stausee beliefert. Das wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Auch Ortschaften stromaufwärts könnten betroffen sein, wenn das riesige Wasserreservoir etwa für die Landwirtschaft fehlt. Die Zerstörung des Wasserkraftwerks könnte zudem zu den Energieproblemen der Ukraine beitragen.
Audio
Florian Hassel: Zerstörter Damm für Russen von Vorteil
05:38 min, aus SRF 4 News aktuell vom 06.06.2023.
Bild: Reuters/Maxar
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr
Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht.
Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger
Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?
Meistgelesene Artikel
Nach links scrollenNach rechts scrollen
Social Login
Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person.
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.