China sitzt auf Tonnen von Lebensmitteln. Vor allem Getreide hat das Land angehäuft. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass China etwa die Hälfte des gesamten verfügbaren Getreides auf der Welt bunkert. Das wären rund 159 Millionen Tonnen.
Das Ziel der Selbstversorgung sei nicht neu, erklärt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi. «Die Führung Chinas verfolgt schon seit einiger Zeit das Ziel, die Selbstversorgung, was Nahrungsmittel betrifft, stark zu erhöhen. Denn das Land ist immer noch abhängig von Importen.»
Das betreffe nicht nur Getreide, sondern beispielsweise auch Soja, das aus dem Ausland importiert werden müsse. Wichtig sei dies vor allem für das Füttern von Tieren. Denn mit dem Wohlstand in China steigt auch der Fleischkonsum.
China wolle diese Abhängigkeit längerfristig verringern, damit sie auch im Notfall nicht auf andere Länder angewiesen seien und sich selbst versorgen könnten. «Chinas Führung dürfte sich auch um das aktuelle geopolitische Umfeld sorgen.»
Für den hohen Import gibt es laut Martin Aldrovandi mehrere Gründe. Zum einen seien das die fehlenden Ressourcen. «Rein flächenmässig ist China zwar gross, aber grosse Teile des Landes eignen sich zum Beispiel klimatisch nicht für die Landwirtschaft.»
Dazu komme der Wassermangel. Und der Boden vieler Gebiete, der sich für Landwirtschaft eignen würde, sei entweder überbewirtschaftet oder vergiftet. «Im Verhältnis zur riesigen Bevölkerung Chinas ist die Agrarfläche eher beschränkt», erklärt Aldrovandi.
Modernisierung wird vorangetrieben
Ein weiterer Punkt sei, dass die chinesische Landwirtschaft nicht so modern sei, wie die Führung es gerne hätte. So seien zum Beispiel Höfe und deren Flächen eher klein.
«Viele bewirtschaften kleine Flächen, vielleicht noch mit ein paar Tieren. Das ändert sich jetzt aber nach und nach, mit grösseren Bauernhöfen und auch mit moderneren Maschinen», erklärt der Chinakorrespondent. Entsprechend werde die Modernisierung der Landwirtschaft vorangetrieben. Dabei helfen auch ausländische Technologien und ausländisches Know-how.
Die chinesische Bevölkerung muss seit einigen Jahrzehnten nicht mehr hungern. Doch viele ältere Menschen können sich laut Martin Aldrovandi noch daran erinnern. «In der heutigen Zeit ist es für die Führung natürlich wichtig, dass die Mehrheit der Bevölkerung zufriedengestellt ist.» Die Führung kauft entsprechend viel ein und will sich entwickeln.
Zudem habe sich auch die chinesische Bevölkerung an ein grosses und reichhaltiges Angebot gewöhnt, das immer verfügbar und nicht zu teuer ist.
Aldrovandi nennt als Beispiel die 2018 und 2019 grassierende afrikanische Schweinepest. «Viele Leute machten sich damals Sorgen, dass das Schweinefleisch zu teuer wird und es nicht mehr genügend zu kaufen gibt. Und die Regierung musste damals sogar die Schweine-Notvorräte nutzen, um auch den starken Preisanstieg einigermassen zu kontrollieren.»
An diesem Beispiel sehe man, wie wichtig die Nahrungsmittelversorgung ist, so Aldrovandi. «Nicht zuletzt für die gesellschaftliche und somit auch für die politische Stabilität des Landes. Und das hat hier wirklich oberste Priorität.»