In Mali läuft seit 2013 eine Stabilisierungsmission der UNO. Sie heisst Minusma und gilt als eine der gefährlichsten Missionen überhaupt. Mit rund 13'000 Blauhelmsoldatinnen und -soldaten und knapp 2000 Polizistinnen und Polizisten sollte die Lage im Land zu stabilisiert werden. Dies sollte dadurch erreicht werden, dass die militanten islamischen Gruppen zurückgedrängt werden.
Doch nun will Deutschland spätestens 2024 seine letzten Truppen im Rahmen der UNO-Mission aus dem westafrikanischen Mali zurückgezogen haben. Frankreich hat seine Armee bereits zurückgezogen und Grossbritannien hat den Rückzug angekündigt, auch Ägypten will diesen Einsatz suspendieren.
Es stelle sich die Frage, wie es nun in Mali weitergehen soll, sagt die freie Journalistin Naveena Kottor, die in Kenia lebt. «Deutschland hat beispielsweise das Militärspital betrieben. Dort wurden verletzte UNO-Soldaten gepflegt.» Es seien dort in den letzten neun Jahren 300 Menschen ums Leben gekommen.
Gefährliche UNO-Mission
Dass nun auch Deutschland seine Truppen zurückzieht, ist für die UNO besorgniserregend, wie Kottor sagt: «Die UNO befürchtet einen Dominoeffekt. Entweder ziehen die andern Länder ihre Truppen auch zurück oder sie sind nicht mehr bereit, zusätzliche Truppen zu schicken.» Allerdings habe das Land durch die Mission nicht wirklich an Stabilität gewonnen, sagt die Journalistin. Es gab mehrere Militärputsche und das Land hat zurzeit eine Militärregierung in Bamako. Diese sei zurzeit nicht stabil und stark genug, sich gegen die islamistischen und anderen Gruppen zu stellen, sagt die Journalistin.
Wie der UNO-Sicherheitsrat in Bezug auf Mali entscheidet, ist offen. Er könnte die Mission entweder über 2023 hinaus verlängern oder ihr einen neuen Fokus geben. Doch die Bilanz der Minusma-Mission sei ernüchternd, sagt die Journalistin. Was passiert wäre, hätte es die Mission nicht gegeben, wisse niemand. «Aber Menschenrechtsorganisationen weisen darauf hin, dass es noch nie ein Jahr gab, seitdem es die Minusma gibt, in dem so viele Zivilisten getötet worden sind wie heuer», so Kottor.
Russland baut Einfluss aus
In Mali präsent ist auch Russland. Russland versuche überall dort, wo der Westen nicht mehr präsent ist, seinen Einfluss auszubauen, so die Journalistin. Das Verhältnis der Militärregierung von Mali mit den westlichen Regierungen sei eher angespannt, und das habe Russland in den letzten Jahren gezielt ausgenutzt, sagt die Journalistin, vor allem seitdem in Bamako eine Militärregierung hat. «Man hat das Land immer wieder darauf gedrängt, Wahlen durchzuführen und eine zivile Regierung einzusetzen. Das ist bisher nicht passiert.»
Mali habe Militärausrüstung aus Russland und Russland habe auch tausend Söldner der Wagner-Gruppe in Mali. Russland präsentiere sich als einfacher Partner, der Mali keine Vorhaltungen darüber macht, dass demokratische Prozesse durchzuführen sind. «Auch deshalb ist der Abzug westlicher Truppen stark diskutiert worden; man wollte die russische Aussenpolitik mit nicht stärken.»
Eine rein militärische Lösung für Mali schliesst die Journalistin aus. «Es muss Gespräche mit den islamistischen Gruppen und der Regierung geben, damit es zu einem ausgehandelten Kompromiss kommen kann», sagt Naeeva Kotter.