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Nach Aussagen eines Sprechers Syrerinnen und Syrer in Damaskus demonstrieren für Frauenrechte

  • Hunderte Menschen haben in Damaskus für Demokratie, Frauenrechte und einen säkularen Staat in Syrien demonstriert.
  • Vor allem junge Menschen forderten die Trennung von Staat und Religion, wie Augenzeugen berichteten.
  • Die Demonstrierenden hätten auch zur nationalen Einheit Syriens aufgerufen.

Auf Plakaten sei unter anderem zu lesen gewesen «Keine freie Gesellschaft ohne freie Frauen». Die Demonstrantinnen und Demonstranten forderten Freiheit und gleiche Rechte für alle Minderheiten im vom Bürgerkrieg geschundenen Land.

Nach dem Sturz von Syriens langjährigem Machthaber Baschar al-Assad wird das Land von einer Übergangsregierung unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) geleitet.

Kurzeinschätzung von Nahost-Korrespondent Thomas Gutersohn:

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«Die Menschen in Damaskus nutzen nun ein Grundrecht, das ihnen über Jahrzehnte verboten war: Zu demonstrieren und zu versuchen, den künftigen Lauf der Politik im Land zu beeinflussen. Die Menschen haben ein starkes Verlangen im Syrien des Umbruches mitzubestimmen, nach Jahrzehnten der Diktatur. Dass nun verschiedenste Meinungen aufeinandertreffen – konservative und progressive, säkulare und religiöse – liegt in einem so diversen Land wie Syrien auf der Hand. Es liegt an der neuen Führung in Syrien, diese Meinungen einzubeziehen in einen politischen Prozess.»

Aussagen des HTS-Sprechers Obaida Arnaut im libanesischen Fernsehen zur Rolle der Frauen hatten im Vorfeld der Demonstration für Kritik gesorgt. Arnaut sagte dabei unter anderem, dass Frauen aufgrund ihrer «biologischen Natur» für das Amt einer Verteidigungsministerin oder für Rollen in der Justiz ungeeignet seien.

Christen, Alawiten und andere Minderheiten fürchten nach dem Sturz Assads mögliche Repressionen. HTS-Anführer Ahmad al-Scharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani, gab sich zuletzt moderat und hatte ein Syrien für alle versprochen.

Bildung für Mädchen soll bleiben

Die Mädchenbildung wollen die neuen islamistischen Machthaber in Syrien nach eigenen Angaben nicht antasten. Das Recht auf Schule sei nicht auf ein Geschlecht begrenzt, sagt der neue Bildungsminister Mohammed al-Kadri in Damaskus. «In unseren Schulen gibt es vielleicht mehr Mädchen als Jungen.» Die Trennung nach Geschlechtern nach der Grundschule werde dabei beibehalten, dies habe es schon immer gegeben.

Der Islam und das Christentum würden weiter in der Schule gelehrt. «Die Bildung ist für das syrische Volk eine rote Linie», sagt Kadri. «Sie ist wichtiger als Essen und Trinken.» Das syrische Bildungssystem gilt auch nach 13 Jahren Bürgerkrieg als eines der besten in der Region. Einige Syrer befürchten, dass die neuen Machthaber eine streng islamische Gesellschaftsordnung wie etwa in Afghanistan einführen könnten.

Mehr US-Soldaten in Syrien stationiert als bislang bekannt

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In Syrien sind derzeit mehr US-Soldaten stationiert als bisher bekannt war. Das US-Verteidigungsministerium korrigierte seine bisherigen Angaben dazu und teilte mit, momentan seien rund 2000 amerikanische Soldaten im Land. Zuvor hatte das Ministerium stets von 900 Soldaten gesprochen, die in Syrien stationiert seien – zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Region.

Der Sprecher des Pentagons, Pat Ryder, sagte, 900 Soldaten seien für einen längerfristigen Einsatz von jeweils etwa neun bis zwölf Monaten in Syrien. Die zusätzlichen Kräfte seien Truppen zur vorübergehenden Rotation, die jeweils nur für einen bis drei Monate dort seien, um jede Art von neuen Anforderungen im Zusammenhang mit der IS-Mission zu erfüllen. Auf Nachfragen erklärte Ryder, die höhere Zahl amerikanischer Soldaten sei bereits «seit einer Weile» in Syrien stationiert, definitiv seit der Zeit vor dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Erst jetzt sei die Diskrepanz der Zahlen jedoch intern aufgefallen.

 

SRF 4 News, 20.12.2024; 08:30 Uhr ; 

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