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Journalismus in Zeiten wachsender Autokratien
Aus Rendez-vous vom 18.11.2024. Bild: KEYSTONE/Gaetan Bally
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Nach der Wahl von Trump Der Krieg gegen die Medien ist ein Teil von Trumps Erfolg

Trumps Abwertung der US-Medien sei eine Gefahr für alle Medien, sagt der Generalsekretär der Reporter ohne Grenzen.

«Die Medien sind die Feinde des Volkes», rief Donald Trump in seinem Wahlkampf seinen jubelnden Anhängern zu. Er habe nichts dagegen, wenn auf Journalisten geschossen würde, sagte er am Ende gar. Nun ist Trump gewählter US-Präsident und damit im Fokus von Thibaut Bruttin.

Wenn Trump sagt, die Medien seien die Feinde des Volkes, ist Trump der Feind der Medien.
Autor: Thibault Bruttin Generalsekretär Reporter ohne Grenzen

Bruttin ist Politologe und Filmhistoriker und seit Juli Chef der NGO Reporter ohne Grenzen, die sich weltweit für die Rechte von Journalistinnen und Journalisten und die Medienfreiheit einsetzt. Bruttin bezeichnet sich als Medienaktivist. In dieser Rolle wird er sich auch Trump entgegenstellen, sollte dieser die Medien weiter attackieren. Er sagt: «Wenn Trump sagt, die Medien seien die Feinde des Volkes, ist Trump der Feind der Medien.»

Letzte Woche reiste Bruttin von Paris nach Genf, um sich unter anderem jenen Journalisten vorzustellen, die am Sitz der Vereinten Nationen arbeiten. Der 37-jährige Franzose ist besorgt wegen Trumps Attacken auf die Medien. Auch die Situation der Journalisten im Nahostkrieg und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine samt medialer Propaganda aus dem Kreml beschäftigen ihn.

Polarisierung ist gross

Trump sei trotz der Medien gewählt worden, aber vor allem, weil er gegen die Medien war, stellt Bruttin fest. Die amerikanischen Medien hätten zu wenig Gewicht gehabt und kein Gehör gefunden, um falsche Fakten zu korrigieren. Man sei in einer neuen Phase, sagt Bruttin. Es spiele keine Rolle mehr, ob etwas richtig oder falsch sei. Jemand könne etwas komplett Absurdes sagen, das eine Journalistin oder ein Journalist richtig stelle, und trotzdem glaube ihr oder ihm niemand, weil die Polarisierung in der Gesellschaft so gross sei.

Die Probleme der amerikanischen Medien könnten zu einem weltweiten Problem werden.
Autor: Thibault Bruttin Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen

Der US-Wahlkampf hat gezeigt: Korrekte Fakten bleiben zu oft kaum gelesen hinter einer Paywall, während alternative Fakten die Runde machen. Das ist auch Thibault Bruttin aufgefallen. Er warnt: «Die Probleme der amerikanischen Medien könnten zu einem weltweiten Problem werden.» Trumps Sieg könne die Mini-Trumps auf dieser Welt beflügeln. Sein Krieg gegen die Medien könne anderen als eine Art Handbuch dienen, eigene Kriege zu führen. Donald Trump unterstellte den Medien im Wahlkampf unter anderem, sie würden sich für Volksmeinungen nicht interessieren.

Keine Meinung aufzwingen

In diesem Punkt sieht Thibault Bruttin bei den Medien eine offene Flanke. Seine NGO Reporter ohne Grenzen kämpfe dafür, dass dem Publikum keine Meinungen aufgezwungen werden, sondern dass sich jede und jeder selbst eine Meinung machen könne.

Ein Mann mit braunen Haaren und
Legende: Thibault Bruttin ist seit diesem Sommer Generalsekretär der NGO Reporter ohne Grenzen. Keystone/Martial Trezzini

Zu viele Medien seien instrumentalisiert und dienten einer Ideologie. Bruttin sagt: «Als Grundregel muss jede Redaktion in drei Punkten Transparenz schaffen: Es muss klar sein, wer man ist, von welcher Position aus man spricht und wie man arbeitet». So vertraue das Publikum Journalistinnen und Journalisten weiter und verteidige die Medien, trotz Trump-Tiraden und Scharmützel.

Rendez-vous, 18.11.204, 12:30 Uhr

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