Die USA spielen traditionell eine Schlüsselrolle in der UNO. Sie sind zugleich deren wichtigster Financier. Dazu kommt, dass die meisten UNO-Botschafterinnen und -Botschafter dem Regierungskabinett angehören. Sie sind also nicht bloss Beamte, sondern haben Ministerrang und damit in Washington und international Einfluss.
Entsprechend hochkarätig war meistens die Besetzung des Postens. Etwa mit der Republikanerin Jeane Kirkpatrick, zu Zeiten des Kalten Krieges. So trocken wie scharf verurteilte sie jeweils im Sicherheitsrat die Sowjetunion. Tauwetter zwischen Ost und West herrschte später, als die Demokratin Madeleine Albright die USA in der UNO vertrat und für nukleare Abrüstung warb.
John Bolton, ein Republikaner, hielt zwar wenig von der UNO, war jedoch aussen- und sicherheitspolitisch dossierfest und wurde sehr ernst genommen. Samantha Power wiederum, UNO-Botschaftern unter Präsident Barack Obama, hatte zuvor als Journalistin über viele Krisenherde berichtet und machte sich im Sicherheitsrat als eine Art «Mutter Courage» zur Fürsprecherin von Opfern und Entrechteten.
Alles anders unter Präsident Trump
Donald Trumps erste UNO-Botschafterin, Nikki Haley, verstand von Aussenpolitik anfänglich nichts, besass als Ex-Gouverneurin aber Führungserfahrung und arbeitete sich in New York engagiert ein, was ihr Trumps – berechtigtes – Lob eintrug. In ihrer pro-israelischen Haltung vertrat sie voll und ganz ihren Chef. Wenn es um die Nato oder Russland ging, zeigten sich gelegentlich Differenzen. Da war sie eher eine traditionelle republikanische Transatlantikerin.
Keinerlei Spuren hinterliess hingegen ihre Nachfolgerin Kelly Craft. Ihre Ernennung symbolisierte Trumps Desinteresse an der UNO. Linda Thomas-Greenfield hingegen, die aktuelle Amtsinhaberin, geniesst als erfahrene Diplomatin hohen Respekt für ihre vermittelnde Art.
Etliche UNO-Botschafterinnen und -Botschafter der USA profilierten sich auch später im Berufsleben. George Bush der Ältere brachte es nach seinem Posten am UNO-Sitz gar zum US-Präsidenten. Madeleine Albright zur ersten Aussenministerin. Samantha Power leitet heute die riesige US-Behörde für Entwicklung. John Bolton ist noch immer eine gewichtige, zunehmend Trump-kritische aussenpolitische Stimme.
Jetzt kommt eine glühende Trump-Verehrerin
Und nun kommt also die vierzigjährige Elise Stefanik. Sie hat an der Eliteuniversität Harvard studiert und errang, noch sehr jung, einen Sitz im Repräsentantenhaus. Dort sorgte sie für Aufsehen bei Anhörungen von Universitätsrektorinnen, denen sie die Duldung von Antisemitismus vorwarf. Aussenpolitisch kennt man sie einzig als Verfechterin der bedingungslosen Unterstützung für die israelische Rechtsregierung von Benjamin Netanyahu.
Wo sie politisch wirklich steht, ist unklar. Ursprünglich galt sie als moderate Republikanerin, heute ist sie eine glühende Unterstützerin von Trump. Die US-Hilfe für die Ukraine begrüsste sie zuerst, später lehnte sie sie ab. Sie tritt zunehmend hart und kompromisslos auf. Keine ideale Voraussetzung, um in der UNO Allianzen für die USA zu schmieden. Eher dürfte sie die Rolle des «Trumpelstilzchens» im UNO-Glaspalast suchen.