Bitterböse und sehr, sehr anzüglich: In gewohnter Manier macht sich das französische Satiremagazin Charlie Hebdo in seiner aktuellen Ausgabe über das religiöse iranische Oberhaupt Ali Chamenei lustig. Iran bestellte daraufhin den französischen Botschafter ein und ordnete die Schliessung des Französischen Instituts für Forschung in Iran (IFRI) an. Teheran verurteilte die Karikaturen als «Beleidigung der Symbole der Souveränität und nationalen Werte».
«Gegen die Zeitung gab es Tausende Drohungen», sagt die freie Journalistin Sabine Wachs in Paris. Das offizielle Frankreich versuche indes, ruhig zu bleiben. «Frankreich will nicht weiter eskalieren, aber deutlich machen, für welche Werte Frankreich steht.»
Frankreich will nicht weiter eskalieren, aber deutlich machen, für welche Werte Frankreich steht.
Und auch die Schliessung des Institutes vonseiten Irans werde in Frankreich eher als Symbolpolitik – wenn auch als harte – gesehen. Geäussert hat sich bisher Aussenministerin Catherine Colonna, allerdings nicht direkt zu den Charlie-Karikaturen. «Sie hat getwittert und klargestellt, in Frankreich gelte Pressefreiheit und davon scheine Iran keine Kenntnis zu haben», sagt Sabine Wachs.
Ein Stück Pressefreiheit
Für die Iran-Ausgabe hat der Charlie-Hebdo-Redaktionsleiter eigens einen Karikaturenwettbewerb ausgerufen. «Er wollte Karikaturen aus aller Welt von Chamenei haben», sagt Sabine Wachs. 300 Karikaturen wurden eingeschickt. «Charlie Hebdo hat schon im Dezember gesagt, man wolle die Menschen im Iran unterstützen.» Das Satiremagazin wolle die religiöse Führung in Iran anprangern, welche die Pressefreiheit mit Füssen trete.
Veröffentlicht hat Charlie Hebdo die Sonderausgabe genau acht Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion. Damals hatte das Magazin Karikaturen über den Propheten Mohammed publiziert.
Gegenmassnahmen von französischer Seite seien erst mal nicht zu erwarten, sagt Wachs, denn Frankreich sehe die Kontroverse nicht als Konflikt zwischen zwei Regierungen respektive zwei Staaten an. «Charlie Hebdo – und das hat die Aussenministerin immer wieder sehr deutlich gemacht – ist eben eine freie Satirezeitschrift und unabhängig von der Regierung.»
Weitere Strapazierung der iranisch-französischen Beziehung
Die Beziehungen zwischen Iran und Frankreich seien schon seit längerem schlecht, sagt die Korrespondentin. «Seit Beginn der Proteste hat sich Frankreich und auch Präsident Macron klar positioniert und das Vorgehen Irans gegen die Demonstranten scharf verurteilt.»
Mitte November hatte Macron in Paris eine Delegation von vier iranischen Aktivisten und Aktivistinnen empfangen, am Rande des Forums für den Frieden, das jedes Jahr auf Macrons Initiative in Paris stattfindet. «Macron hat diese Menschen damals ermutigt, ihre Revolution weiter voranzutreiben, und hat ihnen seinen Respekt für ihr Vorgehen gegen das Regime ausgesprochen. Und das hat für sehr harsche Reaktionen in Teheran gesorgt. ‹Bedauerlich› und ‹beschämend› nannte das Regime in Teheran die Worte von Emmanuel Macron.»
Diese Charlie-Hebdo-Karikaturen und diese neue Ausgabe setzen dem noch eins drauf.
Zudem seien in Iran nach Angaben des französischen Aussenministeriums auch mehrere französische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Haft, deren sofortige Freilassung Frankreich fordert. Teheran äussert sich dazu bisher nicht. «Das heisst, die Beziehungen zwischen Teheran und Frankreich sind schon sehr, sehr angespannt. Und natürlich: Diese Charlie-Hebdo-Karikaturen und diese neue Ausgabe setzen dem noch eins drauf.»