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Nachfolger von Justin Trudeau Führungswechsel in Kanada: Mark Carney neuer Premier

  • Mark Carney ist neuer Vorsitzender der Liberalen Partei – und tritt damit auch die Nachfolge von Justin Trudeau als Premierminister an.
  • Die Liberale Partei gab den 59-Jährigen als Sieger der parteiinternen Abstimmung bekannt. Er setzte sich mit fast 86 Prozent der Stimmen deutlich gegen die drei weiteren Kandidierenden durch.
  • Trudeau hatte im Januar seinen Rücktritt als Parteichef und Premierminister angekündigt.

Carney war mit einer wirtschaftsorientierten, zentristischen Agenda ins Rennen um den Parteivorsitz gegangen. Im Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten will er den Trudeau-Kurs des entschlossenen Widerstands fortsetzen. «Wir haben das hier zum besten Land der Welt gemacht und nun wollen unsere Nachbarn uns übernehmen. Auf keinen Fall!», hatte der Ökonom kurz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse zu diesem Streit gesagt.

Mann hält Rede vor kanadischer Flagge und einem Podium der Liberalen Partei.
Legende: Mark Carney beim Parteitag der Liberalen in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Reuters/Amber Bracken

Mit der Führung der Partei übernimmt der ehemalige Chef der britischen und kanadischen Zentralbanken zumindest vorläufig auch das Amt des Premierministers von Trudeau. Es wird erwartet, dass Carney schon bald Neuwahlen auslösen wird. Möglich ist auch, dass die Oppositionsparteien im Parlament noch in diesem Monat mit einem Misstrauensvotum eine Wahl erzwingen könnten.

Zentralbankenchef in Krisenzeiten

Carney wird auch deshalb als kompetent gesehen, weil er reichlich Erfahrung im nationalen und internationalen Krisenmanagement hat: Während der Finanzkrise leitete er ab 2008 die kanadische Zentralbank. Die verhältnismässig gute Erholung Kanadas in den Folgejahren wird auch Carney zugeschrieben. Während des Brexits war er Zentralbankchef in Grossbritannien. Er war damit auch der erste Nicht-Staatsbürger an der Spitze der «Bank of England» seit ihrer Gründung im Jahr 1694.

Einschätzung: Carney muss sich nun als Politiker beweisen

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Mann mit Bart vor grauem Hintergrund.
Legende: Andrea Christen, SRF-Korrespondent für USA und Kanada SRF/Claudia Herzog

Einschätzung von SRF-Korrespondent für die USA und Kanada, Andrea Christen:

Mark Carneys Hauptaufgabe ist glasklar: Er muss einem US-Präsidenten die Stirn bieten, der offen davon spricht, Kanada zu einem US-Bundesstaat zu machen. Und Carney muss in einem Handelskrieg bestehen – mit dem südlichen Nachbarn, der mit riesigem Abstand der grösste Abnehmer von kanadischen Exporten ist.

Der 59-Jährige ist krisenfest – und er versteht sich auf Finanz- und Wirtschaftspolitik: Der ehemalige Banker half Kanada durch die Wirtschaftskrise, als er ab 2008 der kanadischen Zentralbank vorstand. Und er leitete – als erster Ausländer überhaupt – die englische Zentralbank, zu jener Zeit, als Grossbritannien den «Brexit» und die Anfangsphase der Covid-Pandemie zu bewältigen hatte.

In der internen Wahl wurde Carney von den Mitgliedern der Liberalen Partei mit einem Glanzresultat zum Parteichef gemacht. Doch Carney ist ein Politneuling. Noch nie musste er sich dem kanadischen Wahlvolk stellen.

Er wird nun beweisen müssen, dass er ein guter Politiker und Wahlkämpfer ist: Vermutlich wird in Kanada demnächst eine Parlamentswahl angesetzt. Politneuling Carney wird die «Liberale Partei» in diesen Wahlkampf führen müssen, in dem es vor allem darum gehen wird, wer der Trump-Regierung am besten Paroli bieten kann.

Carneys Hauptgegner ist der Chef der Konservativen Partei. Sollte Carney gegen den erfahrenen Karreriepolitiker Pierre Poilievre, dessen Partei in den Umfragen vorne liegt, nicht bestehen können, wäre seine Amtszeit vermutlich von kurzer Dauer. Carneys Rede, in der er Poilievre frontal angriff, macht klar: Der Wahlkampf hat schon begonnen.

Der Liberale verspricht eine grundlegende Reform der Wirtschaft mit Steuererleichterungen für die Mittelschicht und den Abbau bürokratischer Hürden sowie einer stärkeren Förderung von Innovation und Investitionen. Carney plädiert dabei für eine engere Zusammenarbeit mit Europa und Asien, um die Handelsabhängigkeit von den USA zu verringern.

150'000 Parteimitglieder stimmten ab

Zwei Frauen und zwei Männer hatten sich um die Nachfolge von Justin Trudeau beworben – darunter auch die frühere stellvertretende Premierministerin Chrystia Freeland. Sie landete im ersten Wahlgang mit rund 8 Prozent auf dem zweiten Platz. An der Abstimmung hatten knapp 152'000 der etwa 400'000 Mitglieder der Liberalen Partei teilgenommen. Die Partei hat Kanada seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 50 Jahre lang regiert.

SRF 4 News, 10.03.2025, 00:00 Uhr ; 

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