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Trotz Waffenruhe Konflikt im israelisch-libanesischen Grenzgebiet flammt auf

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben nach Raketenbeschuss aus dem Libanon Hisbollah-Stellungen im Süden des Nachbarlandes angegriffen.

Was ist geschehen? Rund vier Monate nach Beginn einer Waffenruhe zwischen der Hisbollah-Miliz im Libanon und Israel kommt es auf beiden Seiten der Grenze wieder zu Beschuss. Das israelische Militär fing nach eigenen Angaben drei Raketen aus dem Libanon im Norden Israels ab. Zuvor seien in der Stadt Metula die Warnsirenen zu hören gewesen. Israels Militär griff daraufhin nach libanesischen Angaben mehrere Orte im südlichen Libanon an. Die Armee erklärte, gegen Hisbollah-Stellungen vorzugehen.

Wie sieht das die Unifil? Nach Darstellung der UNO-Mission Unifil wurden am Morgen zunächst vier Geschosse aus dem Libanon auf Israel gefeuert. Daraufhin habe Israels Armee mit Angriffen im Libanon reagiert. Ziel seien Dutzende Raketenabschussrampen sowie ein Kommandoposten der Miliz gewesen, teilte die Armee mit. Zuvor hatten Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz das Militär laut einer Mitteilung angewiesen, «Dutzende Terrorziele» anzugreifen.

Dorf mit roten Dächern und Solarzellen, umgeben von Feldern und Hügeln.
Legende: In der nordisraelischen Stadt Metula waren Warnsirenen zu hören. REUTERS/Avi Ohayon

Gab es Opfer? Im Libanon wurden durch israelischen Beschuss nach offiziellen Angaben mindestens zwei Menschen getötet – darunter ein junges Mädchen – und mindestens acht Menschen verletzt. Israels Militär griff der libanesischen Staatsagentur NNA zufolge mehrere Orte mit Artillerie, Panzern und Maschinengewehren an, zudem flogen Kampfjets über dem Gebiet. Der Hisbollah-Fernsehsender Al-Manar berichtete von mehr als 20 Luftangriffen im Süden. In Israel gab es zunächst keine Berichte über Schäden oder Verletzte.

Wie sind die Reaktionen? Die Hisbollah bestritt, für die Raketenangriffe im Libanon verantwortlich zu sein. «Die Behauptungen des israelischen Feinds sind nur Vorwände, um dessen anhaltende Aggression gegen den Libanon zu rechtfertigen», teilte die Miliz mit. Die Hisbollah sei der Waffenruhe weiter verpflichtet. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hiess es dagegen, es seien die ersten Angriffe der Miliz auf Israel seit Beginn der Waffenruhe Ende November. Die Unifil sprach von einer «extrem fragilen Situation» und warnte vor einer neuen Eskalation der Gewalt. Israels Generalstabschef Ejal Zamir teilte mit, Israel werde entschlossen auf die Raketenangriffe reagieren. Der Libanon trage die Verantwortung für die Einhaltung der eigentlich seit November geltenden Waffenruhe, hiess es weiter. Libanons Ministerpräsident Nauaf Salam warnte, dass Israel sein Land in einen «neuen Krieg» ziehen könne. Die Vereinten Nationen müssten international den Druck erhöhen, um einen Abzug Israels aus dem Libanon zu erreichen.

«Waffenruhe ist zunehmend mehr Wunsch, denn Realität»

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Auch wenn die Hisbollah dementiert, für den jüngsten Raketenbeschuss verantwortlich zu sein: Die neusten Ereignisse stellen die sowieso schon fragile Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah weiter auf die Probe.

Diese Waffenruhe ist zunehmend mehr Wunsch, denn Realität: Die israelische Armee fliegt trotz Waffenruhe fast täglich Angriffe im Libanon – auf Hisbollah-Ziele, wie sie sagt. Zudem besetzen israelische Soldaten weiterhin fünf Orte im Süden des Landes – obwohl sich Israel längst hätte aus dem Libanon zurückziehen müssen.

Die Hisbollah auf der anderen Seite ist nach dem Krieg stark geschwächt, weigert sich aber, ihre Waffen abzugeben. UNO-Friedenstruppen haben im Südlibanon in den ersten Wochen des Abkommens über hundert Hisbollah-Waffenlager entdeckt. Dazu kommt, dass die libanesische Armee, welche im Süden des Landes für Ruhe und Ordnung sorgen sollte, nach jahrelanger Wirtschaftskrise längst nicht so einsatzfähig ist, wie sie das sein sollte. Eine vertrackte Situation: Eine rasche Lösung ist nicht in Sicht – und so steigt die Gefahr einer erneuten militärischen Eskalation.

SRF-Nahostkorrespondenten Anita Bünter und Jonas Bischoff

Wie ist die Lage in Metula? Der Bürgermeister der von dem Raketenangriff betroffenen nordisraelischen Stadt Metula forderte eine entschiedene Reaktion, damit die Sicherheit der Einwohner gewährleistet sei. Die Einwohner von Metula dürften keine Geiseln eines Kompromisses über Sicherheit sein.

Was war vereinbart? Eigentlich gilt seit November eine Waffenruhe. Diese sieht einen vollständigen Abzug israelischer Truppen aus dem Süden des Libanons vor. Dieser ist inzwischen zwar weitgehend erfolgt, es gibt aber immer noch fünf israelische Militärposten in Grenznähe. Die libanesische Führung wertet den Verbleib der Truppen als Verstoss gegen die Vereinbarung und protestierte mehrfach dagegen.

Krieg im Nahen Osten

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SRF 4 News, 22.03.2025, 17:30 Uhr ; 

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